Aelrun Goette und ihr Film

Manchmal verweilt die Kamera einfach im schäbigen Treppenhaus. Aus den Wohnungen dringen Stimmen und Geräusche. In solchen Szenen bekommt man ein Bewusstsein für ein ungeheuerliches Weghören. 14 Tage lang waren zwei kleine Jungen in einer Plattenbauwohnung in Frankfurt (Oder) eingesperrt. Keiner reagierte auf ihre Hilferufe. Die Kinder verdursteten. In ihrem Dokumentarfilm „Die Kinder sind tot“ fährt Aelrun Goette zum Ort des Geschehens, in eine Welt der Kälte, Verzweiflung und seelischen Deformationen. Eine junge Frau verschwindet für 14 Tage, ihre Mutter, die sich sonst oft um die Kinder kümmerte, fühlt sich plötzlich nicht mehr verantwortlich. Die Nachbarn schauen weg. Schon in ihrem Abschlussfilm für die Potsdamer Filmhochschule Konrad Wolf, „Ohne Bewährung – Psychogramm einer Mörderin“ (1999), suchte die Berliner Regisseurin Aelrun Goette nicht nach endgültigen Antworten auf ein Verbrechen. Stattdessen riskierte sie den Blick in einen Abgrund, der keine Erklärungen bereithält.ANKE LEWEKEFOTO: MATTHIAS LÜDECKE