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Archiv-Artikel

Jubel für heimgekehrten Ajatollah

Mohammed Baqr al-Hakim, ein wichtiger Führer der Schiiten, ist aus dem Exil zurück.Vor hunderttausend Anhängern fordert er „eine absolut unabhängige Regierung“

BASRA/TEHERAN rtr/afp ■ Der Chef der größten schiitischen politischen Gruppe im Irak, Ajatollah Mohammed Baqr al-Hakim, ist am Samstag nach 23 Jahren iranischem Exil in seine Heimat zurückgekehrt.

Vor rund 100.000 Menschen forderte der 63-jährige Hakim im Stadion von Basra: „Die künftige Regierung muss von Irakern gewählt werden und absolut unabhängig sein. Wir werden keine Regierung akzeptieren, die uns auferlegt wird.“ Tausende von Anhängern waren zuvor zu der 20 Kilometer von Basra entfernt liegenden Grenze angereist, um Hakim willkommen zu heißen. Hakim ist Chef des Hohen Rates der Islamischen Revolution im Irak (SCIRI), der auch an den von den USA geführten Gesprächen über die Zukunft des Landes teilnimmt.

Hakim war 1980 aus dem Irak in den Iran geflohen. Drei Jahre später verhafteten irakische Sicherheitskräfte 125 Mitglieder seiner Familie und töteten 25 von ihnen. 18 weitere verschwanden spurlos. Ajatollah Hakim selbst überlebte bereits sieben Mordversuche. Im Exil arbeitete er 1982 mit an der Gründung des Obersten Rats für die Islamische Revolution, seit 1984 führt er die Organisation und auch deren bewaffneten Arm, die Badr-Brigade, die inzwischen mehrere tausend Mann stark ist.

Schon zu Beginn des Krieges machte Hakim seine Ablehnung der amerikanischen Irakpolitik deutlich. Die Invasion sei „gegen die Interessen des irakischen Volkes“ gerichtet, kritisierte der 64-Jährige, der stets mit langem schwarzen Mantel und schwarzem Turban auftritt. Für den Fall, dass die Alliierten länger in Irak bleiben, drohte er mit bewaffnetem Widerstand.

Der Ajatollah mit dem langen weißen Bart ist einer der prominentesten Führer der Schiiten, die 60 Prozent der irakischen Bevölkerung stellen. Parallelen zwischen Hakim und dem iranischen Revolutionsführer Ajatollah Chomeini zu ziehen, liegt nahe. Auch Chomeini hatte lange Jahre im Ausland gelebt, bevor er 1979 nach Teheran zurückkehrte, um Iran in einen Gottesstaat zu verwandeln und auf Konfrontation mit den USA zu gehen. Doch Hakims Vertraute weisen Befürchtungen zurück, Hakim könne zu einem „irakischen Chomeini“ werden. Der Ajatollah selbst beschreibt sich als „einfacher Soldat der islamischen Revolution“.

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