: Argentinien zahlt doch
Das Land einigt sich in letzter Minute mit dem IWF und kommt so um die drohende Zahlungsunfähigkeit herum
BUENOS AIRES taz ■ Wenige Stunden vor Ablauf der Zahlungsfrist hat die argentinische Regierung am Dienstag einen Kredit in Höhe von 3,1 Milliarden Dollar an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückgezahlt. Damit ist der IWF knapp um den größten Zahlungsausfall seiner Geschichte herumgekommen, für Argentinien wären die Folgen kaum absehbar gewesen. Bei einem erneuten Zahlungsrückstand hätte das Land seine Glaubwürdigkeit in der Finanzwelt so gut wie verspielt.
Bei einem Telefongespräch mit Argentiniens Präsidenten Néstor Kirchner habe die gegenwärtige IWF-Chefin Anne Krueger zugesichert, sie werde dem Direktorium des Fonds empfehlen, den Betrag zu refinanzieren, sagte ein Regierungssprecher. Kirchner hatte gedroht seine IWF-Schulden nicht mit den Devisenreserven des Landes zu tilgen, sollten sie nicht vom IWF refinanziert werden. Der IWF hatte eine Art Tauschgeschäft zugesichert, in dem das Geld im Rahmen eines Beistandskredits über insgesamt 12,5 Milliarden Dollar wieder nach Argentinien zurückgeleitet werden soll. Eine offizielle Bestätigung, dass es nun auch dazu kommt, gab es bis Redaktionsschluss nicht. Kontrolleure des IWF hatten zuletzt in Buenos Aires untersucht, ob Argentinien ein im vergangenen September vereinbartes Abkommen eingehalten hat, das die Grundlage für den Beistandskredit ist.
Die Verhandlungen waren in den vergangenen Tagen von einem neuen, alten Konflikt überschattet worden: Die Vertreter der G-7-Staaten hatten im IWF Druck gemacht, damit Argentinien sich gegenüber den privaten Gläubigern seiner Auslandsschuld von rund 80 Milliarden Dollar flexibler zeigt. Bislang versucht die Regierung, einen Abschlag von 75 Prozent auf diese Schuld rauszuschlagen – was Anlegern als zu hoch kritisieren.
Anfang 2002 hat Argentinien die Bedienung seiner privaten Anleiheschulden ausgesetzt und bislang nicht wieder aufgenommen. Wie ein Regierungssprecher berichtete, habe sich Kirchner in einer Absichtserklärung gegenüber dem IWF dazu verpflichtet, mit den privaten Gläubigern Verhandlungen aufzunehmen. INGO MALCHER