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Archiv-Artikel

Frauen-Pech: Sie leben länger

Landesfrauenrat fordert Ende der Diskriminierung beim Abschluss privater Kranken- und Rentenversicherungen: Mit dem Gleichstellungsgebot nicht vereinbar

Auf „wäschekörbeweise Post“ hofft Ursula Dau, die Vorsitzende des Hamburgischen Landesfrauenrates. Die Post soll bei Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) eingehen und dafür sorgen, dass Frauen bisher zu viel gezahlte Beiträge zur privaten Kranken- und Alterssicherung zurückgezahlt werden. Eine entsprechende Resolution, die möglichst oft per Postkarte an die Bundesregierung verschickt werden soll, hat der Frauenrat einstimmig beschlossen. In dem Gremium sind 50 Frauenverbände mit insgesamt 300.000 Mitgliedern organisiert.

„Der Regierung muss klar sein, dass wir Frauen uns die Diskriminierung bei den Versicherungsverträgen nicht mehr gefallen lassen“, sagt Dau. So sollen in den künftigen Verträgen nur noch so genannte Unisex-Tarife aufgenommen werden, die keinen Unterschied machen, ob sie von Männern oder Frauen abgeschlossen werden.

Die bisherige Praxis führe jedenfalls zu „massiver materieller Benachteiligung“ von Frauen, so Dau. Beispiel: Riester-Rente. Hier werden Frauen mit Hinweis auf ihre erhöhte Lebenserwartung höhere Beiträge zur privaten Altersvorsorge abgeknöpft, für den Frauenrat ist das „blanker Zynismus“ – eine Bestrafung dafür, dass sie durch die Kindererziehung nicht ausreichend Rentenansprüche erwerben konnten.

Beispiel: Krankenkasse. So sollen Frauen bei der privaten Versicherung höhere Prämien zahlen, weil sie angeblich höhere Arztkosten verursachen – indem sie häufiger zur ärztlichen Vorsorge gehen oder in Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt öfter medizinische Hilfe benötigen. Frauen würden so „als besondere Risikogruppe ausgegrenzt“, dies dürfe nicht länger hingenommen werden.

Solche Maßnahmen seien mit dem Gleichstellungsgebot des Grundgesetzes nicht vereinbar, macht Dau klar. Zwar sei es zu begrüßen, dass es „längst überfällige Ansätze“ in Berlin und Brüssel gebe, solche Diskriminierungen abzuschaffen. Doch diese Bemühungen müssten nun mit Macht beschleunigt werden. PETER AHRENS