: Rätsel um Anschlagwarnung
Die US-Botschaft warnte vor einem Anschlag auf ein Konzert im Tempodrom. Den Hinweis sollen Berliner Behörden gegeben haben. Doch die wussten von nichts
Rätselraten um eine Anschlagwarnung. Nach einem angeblichen Hinweis Berliner Behörden hat die amerikanische Botschaft vor einem möglichen Attentat gewarnt. Doch die Polizei sah die besondere Gefahr eines Anschlags überhaupt nicht.
Bereits am Donnerstag hatte die amerikanische Botschaft amerikanische Bürger in Berlin vor einem möglichen Anschlag auf ein Konzert im Tempodrom gewarnt. Per Mail teilte die Botschaft mit, dass beim Auftritt des kurdisch-türkischen Sängers Ibrahim Taitlises am gestrigen Abend ein Anschlag drohe. „Der Hinweis, dass Extremisten einen Anschlag planen könnten, kam von Berliner Behörden“, sagte eine Sprecherin der US-Botschaft zur taz.
Doch bei den Behörden wollte man von der Gefahr eines Anschlages nichts wissen. Die Senatsinnenverwaltung verwies auf die Polizei. Und die Polizei ließ verlauten, dass „wir keine Hinweise auf eine besondere Störung haben“. Deshalb warne man auch nicht vor dem Besuch des Konzerts. Allerdings würden mehr Polizisten als ursprünglich geplant eingesetzt. Grund: Bereits vor zwei Wochen war auf Sänger Taitlises, der von seinen Fans kurz Ibo genannt wird, in Hamburg ein Anschlag verübt worden. Während eines Konzertes in einem Universitätshörsaal detonierte eine Handgranate. Die Explosion in einem Kellereingang hinter dem Hörsaal verletzte zwei Wachmänner. „Aufgrund dieses Vorfalls reagieren wir in Berlin natürlich“, sagte ein Sprecher der Polizei. Und im Übrigen kommentiere man die Mail der Amerikaner nicht.
Ähnlich äußerte sich auch ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Es sei Sache der Amerikaner, ihre Staatsbürger vor einem Anschlag zu warnen. Eine Sprecherin des Berliner Verfassungsschutzes sagte, ihre Behörde habe das Konzert „als störanfällig eingestuft“. Vor einem Anschlag habe man nicht gewarnt, auch keine Hinweise an die Amerikaner gegeben.
Obwohl die meisten Besucher des Ibo-Konzertes wohl türkisch- oder kurdischstämmig gewesen sind, ging in der türkischen Botschaft keine Anschlagwarnung ein. „Die deutschen Behörden haben uns nichts Derartiges mitgeteilt“, sagte Necmettin Altonates, Sprecher der Botschaft. So etwas sei bisher in seiner Amtszeit auch nicht vorgekommen. In türkischen Zeitungen sei allerdings über Drohungen gegen Ibrahim Taitlises berichtet worden. „Die PKK soll es gewesen sein“, sagt Altonates, „aber davon ist rein nichts bewiesen.“ DAS