vorlauf kunst Meike Jansen schaut sichin den Galerien von Berlin um

Frauen sind Heulsusen und haben einen siebten Sinn, der gerne „weibliche Intuition“ genannt wird. Männer können wunderbar schwere Sachen heben und immer nur ein Ding nach dem anderen erledigen. Im Gegensatz zu den Frauen. Genug der Vorurteile? Eines ist aber unumstößlich: Frauen tragen Kinder aus, Männer nicht. Warum allerdings im Kunsthaus Bethanien die Ausstellung „doublebind – Kunst_Kinder_Karriere“ ausschließlich mit weiblicher Beteiligung zustande gekommen ist, bleibt fragwürdig. Wo sind die Väter, die etwas zum Thema über einen Herrenabend mit dem nicht gerade als Frauenverehrer bekannten Thomas Kapielski hinaus beizutragen haben? Immerhin nähern sich die 27 Teilnehmerinnen in ihrer Kombination aus arrivierten Künstlerinnen wie Valie Export oder Jenny Holzer und Newcomerinnen dem Thema dialogbewusst an. Hier wird die sich in ihrer Komplexität nahezu auflösende Struktur der Familie Marian Kiss’ deutlich, die von den drei der sieben (oder neun Kinder, rechnet man die Halbgeschwister des Halbbruders dazu) in einem Video dargestellt wird. Mariola Brilowska zeigt dagegen mit der drastischen Schaustellung der Snoopikultsekte den ganzen Irrsinn einer vermeintlich glücklicheren, geschlechtsdefinierten Welt.

Wem das alles zu viel ist, kann noch bis Samstag in der ProduzentInnen-Galerie Liga die Installation „Rein/Raus“ von Bea Meyer begutachten. Die Leipzigerin persifliert nicht nur mit ihren Damenunterunterhosen mit der Aufschrift „rein“, den Herrenslips der Marke „raus“ und den fotografierten Selbstporträts als Schwangere in ebenjener Wäsche gekauften Individualismus, sondern lässt der Verwirrung ums Geschlecht kühl und reduziert freien Lauf.