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Archiv-Artikel

Entsetzen und Wut – Spanien trauert

Mit Protestkundgebungen und Schweigeminuten gedenkt Spanien der Opfer der Terroranschläge. Führende Politiker aus ganz Europa bei Gedenken vertreten. ETA bestreitet Verantwortung. Regierung schließt islamistische Täterschaft nicht aus

MADRID/BERLIN dpa/afp ■ Spanien hat am Freitag um die fast 200 Todesopfer der Terroranschläge von Madrid getrauert. Bei Großkundgebungen im ganzen Land demonstrierten mehrere Millionen Menschen. Bei der zentralen Kundgebung in der spanischen Hauptstadt versammelten sich in strömendem Regen hunderttausende. Zu der Demonstration unter dem Motto „Mit den Opfern, mit der Verfassung, für den Sieg über den Terrorismus“ hatte die Regierung nach den Bombenanschlägen von Donnerstag aufgerufen. Führende Politiker aus der gesamten Europäischen Union waren zu der Kundgebung gereist. Die EU wurde von EU-Kommissionspräsident Romano Prodi und dem außenpolitischen EU-Beauftragten Javier Solana repräsentiert. Für Deutschland nahm Außenminister Fischer teil.

Die fieberhafte Suche nach den Drahtziehern wurde den ganzen Tag über fortgesetzt. Am Freitag waren die Urheber der Anschläge weiterhin unbekannt. Die ETA bestritt laut baskischem Fernsehen jedwede Beteiligung an den Anschlägen. Eine entsprechende Erklärung der ETA ging auch bei der baskischen Zeitung Gara ein. Zuvor hatte die spanische Regierung die ETA für die Anschläge verantwortlich gemacht. Der spanische Ministerpräsident José María Aznar schloss jedoch auch einen radikalislamischen Hintergrund nicht mehr aus. Am Donnerstagabend war bei der arabischen Zeitung Al-Kuds al-Arabi ein angebliches Bekennerschreiben der „Brigaden Abu Hafs al-Masri/al-Qaida“ eingegangen. Die Echtheit des Schreibens stand jedoch nicht fest. Nahe Madrid war am Donnerstagabend ein Lieferwagen mit Zündern und einer Kassette mit Koranversen gefunden worden.

Bereits gestern Mittag hatten Millionen Spanier in einer Schweigeminute der Opfer der Anschläge gedacht. In Kirchen, vor Krankenhäusern, auf den Plätzen und Straßen verharrten die Menschen in einer Schweigeminute. Das öffentliche Leben stand für eine Viertelstunde still.