: In die „Bild“-Falle getappt
betr.: „Medienkanzler mimt Mimose“, taz vom 11. 3. 04
Wo war die Entrüstung einer bestimmten Presselandschaft, als Kohl noch Bild-Zeitung war und Der Spiegel über Jahrzehnte kein einziges Interview bekam. Der Spiegel-Reporter Leinemann wurde, glaube ich, kein einziges Mal in der Kanzlermaschine mitgenommen. Wohl aber Bild und Konsorten.
Es ist einfach heuchlerisch! Mitleid und Solidarität mit den Bild-Machern unter dem Deckmantel der Pressefreiheit! Es ist einfach lächerlich, als ob die Bild das wirklich bräuchte. War die Berichterstattung im Fall der Hamburg-Wahl frei? Oder wurde in einer unerträglichen Art und Weise von der Springer-Presse manipuliert (Ole, Ole Superstar – Prominente outen sich für Ole etc.). Von einer fairen Berichterstattung war nichts zu sehen. Die Regierung Schröder ist am Boden, und es lässt sich leicht nachtreten!
Was mich wütend macht, ist, dass die in die Bild-Falle getappt sind. ROSALBA SALAMONE-WESTERMANN, Heidelberg
Mich würde interessieren: Wie oft hatte denn die taz Interviews mit Herrn Schröder, seit er Bundeskanzler ist? Wie oft fliegt denn jemand von der taz im Flieger des Kanzlers mit? Können die Bild-Leute sich nicht selbst ein Ticket kaufen und ganz normal reisen? Gibt es eine Interview-Pflicht für Bundeskanzler und, wenn ja, kann die nur durch Bild eingefordert werden oder auch vom Parsberger Echo? Ist das nun schon „Zensur“, wie es Sigmud Gottlieb vom Bayerischen Rundfunk in den Tagesthemen so schön gesagt hat? Hat Herr Anda wirklich die „Freiheit der Berichterstattung in Frage gestellt“? Machen sich da nicht ein paar Leute ein bisschen wichtig? Ist das die neue Werbekampagne der taz, offene Briefe mit anderen Chefredakteuren zu veröffentlichen? GEORG GRUBER, Berlin
Der Kanzler gibt der Bild-Zeitung keine Interviews mehr. Das ist verständlich und überfällig. Die taz-Chefredakteurin solidarisiert sich mit Bild. Das ist unverständlich und überflüssig. Die Solidarisierung unter JournalistInnen ist grundsätzlich richtig, aber nicht mit Bild. Es ist okay, wenn die taz den Kanzler in Kommentaren wegen des Boykotts kritisiert. Aber in anderen Medien zu lesen, dass sich die taz mit den Verdrehern und Hetzern von Bild solidarisiert, tut sehr weh. Das geht viel zu weit. Da hilft auch nicht mehr die in der taz (vorsichtshalber?) bereits in der Überschrift betonte Distanzierung der Chefredakteurin von den Methoden der Bild. MICHAEL ULEX, Melle