: Wenig Handlungsspielraum
betr.: „Helfer, die Hilfe brauchen“, taz vom 2. 12. 08
Eure Berichterstattung in diesem Zusammenhang halte ich für ziemlich fragwürdig. Uns, der Leitung eines Assistenzdienstes, bleibt wenig Handlungsspielraum. Wir können den Betrieb nicht in den Konkurs fahren. Angemessene Löhne für Assistenz gibt es nur, wenn Kassen und Senatsverwaltung dafür angemessene Entgelte zahlen. Die sozialpolitische Stimmung steht dem seit Jahren entgegen.
Die Art und Weise, in der ihr berichtet, ist dem auch nicht förderlich. Assistenz wurde in den 80ern und 90ern von behinderten Menschen erkämpft. Sie ist ein Bürgerrecht und stellt ein hohes Gut zivilgesellschaftlichen Handelns dar.
Ihr redet davon, dass Assistenzpfleger (das ist übrigens eine falsche Berufsbezeichnung) „Kranken und Behinderten“ ein selbstbestimmtes Leben „ermöglichen“. Assistenz ist gerade nicht von dem üblichen Abhängigkeitsgefälle bei der Hilfeerbringung geprägt. Der behinderte Mensch strukturiert die Arbeit. Die Abhängigkeiten sind gegenseitig (zum Beispiel Assistent – Assistenznehmer, Arbeitnehmer – Arbeitgeber). MATTHIAS VERNALDI, Berlin