: „Wir tun das Notwendige“
Italiens Regierung setzt trotz des diffusen Gefühls der Bedrohung auf Beruhigung und schützt überraschend vor allem „spanische Ziele“
ROM taz ■ Nicht erst seit den Bomben von Madrid fühlt Italien sich im Fadenkreuz des islamistischen Terrorismus. Das Land war zwar am Irakkrieg selbst nicht beteiligt, hatte dann aber – als Mitglied der „Koalition der Willigen“ – knapp 3.000 Soldaten als Teil der Besatzungsstreitmacht entsandt.
Spätestens der blutige Anschlag von Nassirija im November, der 19 italienische Tote gefordert hatte, hat deutlich gemacht, dass das Land nicht mehr nur die Rolle eines Rückzugsraums und einer logistischen Basis für Al-Qaida-Kämpfer spielt. Schon zu Weihnachten hatte es Alarm gegeben: die Geheimdienste hatten vor möglichen Anschlägen auf die U-Bahnen Roms, Mailands und Neapels gewarnt. Zugleich wurde der Vatikan zur Hochsicherheitszone.
Vor diesem Hintergrund erstaunen die aktuellen Terrorwarnungen. Denn sie stellen „spanische“ Ziele in den Mittelpunkt: nicht nur Botschaften, Konsulate und Reisebüros, sondern auch die Internationale Universität Perugia, weil dort zahlreiche Spanier studieren.
Zugleich jedoch weiß es die Regierung besser: Italien selbst ist ein potenzielles Ziel, sei es, weil das Land im Irak präsent ist, sei es, weil etwa den Vatikan schon seine Symbolkraft als Anschlagsort für islamistische Fanatiker prädestiniert. Dennoch setzt auch Italiens Regierung vorerst auf Beruhigung der Bevölkerung. Die Lage sei „unter Kontrolle“, „das Notwendige“ werde getan, versicherte Innenminister Giuseppe Pisanu auch am Sonntag nach einer Sitzung des Regierungskomitees für die nationale Sicherheit erneut. Selbst der Vorwurf aus Kreisen der Sicherheitsapparate, statt der geforderten 500 Millionen habe die Regierung ihnen nur gut 250 Millionen Euro zur Terrorbekämpfung zur Verfügung gestellt, wurde von Ministerpräsident Silvio Berlusconi abgetan: Das Geld reiche allemal, wenn es „adäquat“ ausgegeben werde.
Sofort bereit fand Berlusconi sich dagegen, den Aufruf des Bürgermeisters von Florenz zu unterstützen, am Donnerstag eine All-Parteien-Demonstration gegen den Terror zu organisieren. Doch die Einheit ist vorgeschützt. Denn im gleichen Atemzug polemisierte Berlusconi gegen die Oppositionsparteien, die auch zu der Demonstration am Samstag gegen den Irakkrieg aufrufen: Man könne nicht gleichzeitig sowohl gegen den Terrorismus als auch gegen diejenigen demonstrieren, die im Irak den Terror bekämpften, erklärte der Regierungschef. MICHAEL BRAUN