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Archiv-Artikel

Kompetent und konservativ

Hoffentlich keine Alibi-Besetzung: Mit Herlind Gundelach kommt eine politikerfahrene Frau an die Spitze der nicht mehr existierenden Umweltbehörde

Sie ist die Zehnte von neunen. Als am Montagabend die offiziellen Fotos des neuen Senats gemacht wurden, durfte sie mal dabei sein, dann wieder hieß es: „Zurücktreten!“ Denn Dr. Herlind Gundelach wird zwar in Zukunft die ehemalige Umweltbehörde führen, doch nicht mehr als eigenständiges „Haus“, sondern als Teil der neuen Stadtentwicklungs- und Umweltbehörde. Dort wird sie bei allen Umweltfragen die rechte Hand von Neu-Senator Michael Freytag (CDU) sein.

Eine Aufgabe, die Gundelach bereits kennt. Anders als ihr noch mit der Senatorenwürde ausgestattete Vorgänger, Peter Rehaag, bringt Gundelach Fachkompetenz in ihr Amt mit ein. Die 45-jährige Politologin gehörte zwischen April 1999 und April 2003 als Staatssekretärin für Umwelt und Energie bereits der hessischen Landesregierung unter Roland Koch an. Dort besaß die Parteilose jedoch nie eine nennenswerte Lobby, wurde schließlich nahezu geräuschlos entsorgt, als eine Staatssekretärsstelle abgebaut werden sollte. Zuvor hatte Gundelach als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei mehreren CDU-Bundestagsabgeordneten und als Referatsleiterin für Grundsatzarbeit im Bundesumweltministerium Karriere gemacht.

Als stellvertretende Vorsitzende des CDU-Bundesfachausschusses für Umwelt- und Energiepolitik mischte Gundelach in der Vergangenheit trotz fehlenden Parteibuches auch innerhalb der Christdemokraten bei der Formulierung von umweltpolitischen Positionen kräftig mit. Auch außerhalb der Regierungs- und Parteipolitik sammelte die Mutter einer Tochter Positionen. So übernahm sie noch während ihrer Zeit in der hessischen Landesregierung im Mai 2000 die Präsidentschaft des konservativen, aus der deutschen Heimatbewegung stammenden „Bundes für Heimat und Umwelt“ (BHU). Daneben ist die den CDU-Sozialausschüssen nahe stehende Politikerin eines von vier Vorstandsmitgliedern der „Stiftung Arbeit und Umwelt“ der IG Bergbau, Chemie, Energie.

Als Leiterin des vom Senat stiefmütterlich behandelten Umweltressorts wird Gundelach eigene Akzent setzen müssen, will sie nicht so farblos bleiben wie ihr Vorgänger. Das Regierungsprogramm sieht unter dem Stichwort „nachhaltige Umweltpolitik“ vorrangig die Verbesserung der Sauberkeit bestehender Grünflächen durch zwangsverpflichtete Sozialhilfeempfänger vor.

Die Hamburger Sektion des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) kritisierte gestern, dass „den Herausforderungen des Klima- und Naturschutzes“ in dem Programm fast keine Bedeutung zukäme. Zur Personalie Gundelach erklärte BUND-Landesgeschäftsführer Manfred Braasch kurz und bündig: „Wir hoffen sehr, dass die neue Staatsrätin keine Alibi-Besetzung ist.“

Marco Carini