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: Resonanzraum für Linke

Sollte die so genannte „Wahlalternative“ Ernst machen mit einer alternativen Parteigründung, im Revier wäre wohl noch Platz. Der SPD laufen vor allem in der alten Hochburg zwischen Duisburg und Dortmund die Genossen weg. Und falls es in der demoskopie-resistenten und Agenda 2010-unbeschädigten grünen Partei noch so etwas wie linken Unmut gibt, dann in den Kreisverbänden des Ruhrgebiets. Die versprengten West-Anhänger der PDS dürften auch ansprechbar sein für eine neue, hauptsache andere Wahlmöglichkeit. Wenn es eine potenzielle Wählerschaft für eine vierte linke Partei gibt, dann wohl hier.

ANALYSE VONMARTIN TEIGELER

Das zugegeben fragile Bündnis aus linken Gewerkschaftern, roten Lafontainisten, parteipolitisierten „attacies“, privatisierten Ex-Grünen und sonstigen Polit-Mavericks könnte anknüpfen an eine lange Tradition des sozialistischen Progressivismus im Rhein-Ruhr-Gebiet (siehe „war was?“). Programmatisch dürfen wir von einer möglichen „Wahlalternative“ wohl wenig Neues erwarten. Milliarden-Investitionen, Autos kaufen Autos, gute alte Nachfrage-Politik eben. Dass gerade die SPD derartige orthodox-keynesianische Diskurse nicht mehr programmatisch integrieren kann, muss sie endlich als existenzgefährdend wahrnehmen. Ein gewerkschaftsaffiner NRW-SPD-Chef reicht wohl nicht. Darum haben die linken Neugründer durchaus Chancen, im Ruhrgebiet einen behaglichen Resonanzraum zu finden.