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Archiv-Artikel

Ausgemustert

Zivildienst vor dem Aus? Die einen brauchen ihn, die anderen verlassen sich längst nicht mehr darauf

„Der Zivildienst ist ein Auslaufmodell“, behauptet Harald Krebs, Betriebsleiter des Roten Kreuzes in Harburg. Die Stellen im Bereich Kranken- sowie Behindertentransport wird er zukünftig nicht mehr mit Zivildienstleistenden besetzen. Da der Zivildienst momentan über zehn Monate läuft, lohnt sich die Einarbeitung der jungen Männer kaum. „Vier Monate müssen sie eine Ausbildung machen, dann kommt noch ein vierwöchiger Lehrgang dazu, einen Monat Urlaub dazu gerechnet und der Dienst ist fast vorbei“, erklärt der 48-Jährige.

Und es stehen sogar noch weitere Kürzungen an. Vielleicht wird der Zivildienst bald ganz gestrichen. Derzeit entsteht in jedem Sommer ein „Personalloch“: Neue Zivis beginnen den Dienst immer erst rund zwei Monate, nachdem ihre Vorgänger aufgehört haben. Um diesen Mangel an Beschäftigten auszugleichen, stellt Krebs zukünftig nur noch 400-Euro-Kräfte ein. „Die arbeiten oft qualitativ besser und die müssen nicht nach kurzer Zeit wieder gehen.“

Anders sieht dies bei der Hamburger Diakonie aus: Hier wird händeringend nach Zivildienstleistenden gesucht. Es hätten im Vergleich zum Vorjahr zwei Drittel weniger angehende Zivis um eine freie Stelle angefragt. Dies liegt daran, dass die Bundesregierung immer weniger junge Männer mustert, da die Bundeswehr im Umbruch ist.

Im Jahre 2003 waren rund 2.000 Zivildienstplätze in Hamburg belegt. Das sind 450 Stellen weniger als im Vorjahr – ein Rückgang um 18 Prozent. „Genau deshalb stärken wir den Freiwilligendienst wie etwa das Freiwillige Soziale Jahr“, sagt Oliver Kleßmann von der Sozialbehörde, der Institution, die bei dem drastischen absehbaren Zivi-Mangel einzugreifen hätte. Vorerst setzt sie auf den Freiwilligendienst. In diesem Bereich gebe es, so Kleßmann, einen „mächtigen Zulauf“ und es würden sogar neue Träger entstehen: „Wir haben eine gewaltige Steigerungsrate von 20 Prozent im Freiwilligendienst und er nimmt zukünftig weiterhin mächtig zu.“ Kristin Jankowski