: Rasant entwickelt
Im Kino 46 finden die dritten Türkei-Filmtage statt
„Auf dem Weg“, „Kleine Freiheit“, „Auf der Straße“, „Weit“, „Begegnung“, „Gegen die Wand“ – selten kann man schon anhand der Titel einer Filmreihe so deutlich deren Grundstimmung erahnen. Natürlich sind es ganz verschiedene Werke: Dokumentationen, Spielfilme, kleine türkische Produktionen, die nur mit englischen Untertiteln gezeigt werden können, Festivalgewinner von Cannes und Berlin, Filme aus Anatolien oder Hamburg. Aber alle Titel sprechen von Bewegung, Aufbruch, Freiheitswillen.
Tatsächlich macht das türkische Kino gerade eine rasante Entwicklung durch: In Cannes gewann im letzten Jahr der Film „Uzak“ („Weit“) von Nuri Bilge Ceylan den großen Preis der Jury und für den besten Darsteller. In den deutschen Multiplexen ist es seit einiger Zeit üblich, die Kassenschlager des türkischen Kinos in Originalfassungen zu zeigen – und so war es Zeit, auch anspruchsvollere türkische Filme hier vorzustellen: Die dritten Filmtage Türkei finden bis Mittwoch im Kino 46 statt. Das Programm ist mit 18 Produktionen und einem zusätzlichen Kurzfilmwettbewerb vollgestopft, aber auch das spricht ja dafür, wie fruchtbar gerade diese Filmnation ist.
Auch „Gegen die Wand“ wird gezeigt: Zwar wird Fatih Akin hierzulande gerne als der erste deutsche Bärengewinner seit Jahrzehnten gefeiert. Aber das ist natürlich nur die halbe Wahrheit. Mit Werken in Deutschland geborener und lebender türkischstämmiger Regisseure beweist die Reihe, dass Akins Berlinale-Erfolg in einer Traditionslinie steht: So erzählt Yüksel Yazuz mit „Kleine Freiheit“ – ebenfalls in Hamburg gedreht – die Geschichte des jungen Kurden Baran, der in die Illegalität abtaucht. Im vergangenen Jahr erhielt er die Auszeichnung als bester Film beim internationalen Festival in Ankara.
Unter den Spielfilmen ist sicher „Uzak“, der von der Einsamkeit des zwischen seinen Idealen und dem trostlosen Dasein zerrissenen Mahmut erzählt, ein Höhepunkt. Zu dem Fußballfilm „Kurze Pässe auf engem Raum“, der vom Erfolg der kleinen Stadtteilmannschaft Esnafspor erzählt, sind als Gäste die Fußballstars Marco Bode, Rudolfo Cardoso, Soner Uyal und Ümit Davala angekündigt, während in den übrigen Dokumentarstreifen –„Sokakta“ und „Yoldan Ciktik“ soziale Projekte vorgestellt werden.
In zwei Programmblöcken sind Kurzfilme zu sehen. Am Samstag dürfen dann bei der 27. Ausgabe der Young Collection des Bremer Filmbüros sowohl das Publikum als auch eine Kritikerjury unter türkischen oder türkisch-deutschen Kurzfilmen ihre Favoriten auswählen.
Wilfried Hippen
Filmtage Türkei, bis 24. 3. im Kino 46. Alle Programm-Infos in der Kinotaz oder unter www.kino46.de