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Archiv-Artikel

Gerangel um die Standorte

Schleswig-Holstein legt „Strategiepapier 2020“ mit Kampfansage an die Hamburger Nachbarschaft vor. Trotz Kooperation: Die wirtschaftliche Konkurrenz wird schärfer

Hamburg/Kiel taz ■ Dies ist wahrlich keine Neuauflage der Nordstaat-Debatte. In der schleswig-holsteinischen Landesregierung ist man von je her bemüht, Kooperation statt Fusion mit dem Hamburger Nachbarn in den Vordergrund zu rücken. So steht in dem Strategiepapier, das der SPD-Wirtschaftsminister Bernd Rohwer am Donnerstagabend in Kiel präsentierte, denn auch viel über Zusammenarbeit und nichts darüber, dass Hamburg und Schleswig-Holstein irgendwann einmal ineinander übergehen könnten.

Die SPD hat es derzeit mit den Jahreszahlen, und daher heißt das Werk denn auch „Strategiepapier 2020“. Rohwer will damit vor allem auf die „Wachstumsimpulse der Metropolregion Hamburg“ hinweisen und versteht das Papier als „Antwort auf das Konzept Hamburgs von der Wachsenden Stadt“. Man könnte es auch als Konkurrenz bezeichnen – schließlich hat der Hamburgische Senat klar das Ziel ausgegeben, Unternehmen in der Stadt anzusiedeln und Menschen aus dem Speckgürtel wieder in die Stadt zu locken – ein Konzept, das in Kiel keine Begeisterung auslösen kann.

Rohwer plant denn auch die Gegen- und Abwehrstrategie im Hinblick auf den südlichen Mitbewerber und spricht von der „Wachstumsregion Nord“. Was konkret heißt: „Wachstumskräfte der Metropolregion“ sollen nach Schleswig-Holstein gelenkt und der Speckgürtel gestärkt werden. So etwas darf auch als Kampfansage an Hamburg verstanden werden. Rohwer spricht nicht umsonst vom „veränderten Wettbewerbsumfeld“.

Auch wenn der Minister Schleswig-Holstein als Land ausmacht, das sich auf Branchen konzentrieren soll, kommt er mit Hamburg ins Gehege. Medizintechnik, Tourismus, maritime Wirtschaft – es wird ein Gerangel geben, da auch die Hansestadt auf diese Branchen setzt.

Das Papier soll als „Diskussionsgrundlage“ für Kammern, Parteien, Verbände und Gewerkschaften dienen, hat Rohwer gesagt. Die ersten haben das schon genutzt, und das ist wie so oft in Kiel die Landes-FDP, die sich sofort zu Wort meldete: Aus Sicht des stellvertretenden Fraktionschefs im Landtag, Heiner Garg, entwickelt Rohwer politische Visionen „in der Idylle der rot-grünen Luftschlösser“, während „die SPD das Land gleichzeitig in Grund und Boden abgewirtschaftet hat“. Peter Ahrens