Bankgesellschaft will wieder Geld scheffeln

Vor zwei Jahren stand der landeseigene Bankkonzern vor dem Ruin. Im vorigen Jahr hat er seine Verluste reduziert, bald sollen Gewinne folgen. Bankchef Vetter warnt vor zu viel Optimismus: Man teste gerade erst die Nulllinie

Viel Kummer hat die Bankgesellschaft dem Land Berlin bereitet. Jetzt hofft der mehrheitlich landeseigene Konzern, in diesem Jahr beim operativen Geschäft eine schwarze Null zu erzielen. Im nächsten Jahr soll dann bereits ein kleiner Gewinn gemacht werden. Dennoch mahnte Bankchef Hans-Jörg Vetter gestern vor zu viel Optimismus. „Wir sind gerade dabei, die Nulllinie zu testen, und haben noch einen schwierigen Weg vor uns.“ Er verwies auf noch ausstehende Sanierungsschritte, die Unsicherheiten an den Kapitalmärkten und die Konjunkturkrise.

Der harte Sanierungskurs zahle sich aus und werde wie geplant fortgesetzt, betonte Vetter. Etwas mehr als 2.000 Mitarbeiter hätten die Bankgesellschaft schon verlassen, bis 2005 kämen weitere 2.000 hinzu. Dies solle sozialverträglich geschehen. Die Konzernleitung gehe davon aus, dass die EU-Kommission die Milliardenhilfen vom Land Berlin genehmige unter der Auflage, dass die Bank anschließend rasch privatisiert werde.

Ihr Verkauf war Ende März gescheitert, weil die Investoren zu wenig geboten hatten. Einen Neuanlauf plant das Land, das 81 Prozent an der Bankgesellschaft hält, erst für 2006. Der Konzern war nach risikoreichen Immobilienfondsgeschäften an den Rand des Ruins geraten. 2000 betrug der Verlust 1,6 Milliarden Euro. Zur Rettung gab das Land Berlin Zuschüsse in Milliardenhöhe sowie eine Bürgschaft über rund 21,6 Milliarden Euro.

2002 hatte die Bankgesellschaft den operativen Verlust deutlich von 632 Millionen auf 48 Millionen Euro gesenkt. Unterm Strich wurde jedoch ein Minus von 699 Millionen Euro ausgewiesen. In den ersten drei Monaten 2003 wurde ein Nettogewinn von 118 Millionen Euro erzielt. Was in diesem Jahr unterm Strich als Ergebnis ausgewiesen wird, ließ Vetter offen. Ziel sei nach wie vor, 2004 einen Gewinn von 100 Millionen und 2005 von 300 Millionen Euro zu erzielen.

Durch die Schließung von Filialen, vor allem bei der Sparkasse, hat die Bank allerdings Kunden in der Region verloren. Diese Verluste wirkten sich prozentual aber kaum aus, so Vetter. Nach wie vor halte der Bankkonzern rund 50 Prozent der Marktanteile im Massenkundengeschäft. Das Filialnetz werde jetzt im Wesentlichen so bleiben, wie es ist.

„Dieses Unternehmen muss in die Zukunft blicken und zugleich offen mit seiner Vergangenheit umgehen“, betonte Vetter. Zurzeit würden mehrere arbeits- und zivilrechtliche Verfahren gegen ehemalige Manager geführt (siehe oben). Die Zusammenarbeit mit dem Banken-Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses, der sich zuletzt ungewöhnlich kritisch geäußert hatte, bezeichnete Vetter als ein „im Großen und Ganzen vernünftiges Miteinander“. Die Bank müsse sich aber auch an rechtliche Vorgaben halten.

Zur Risikovorsorge erklärte Vetter, Entwarnung könne noch nicht gegeben werden. Dennoch sei er überzeugt, dass die Vorsorge innerhalb von zwei bis drei Jahren auf branchenübliches Maß zurückgeführt werden könne. „Wir schieben nicht irgendwelche Dinge vor uns her.“

RICHARD ROTHER