Hausmacher-Eintopf im Kino

Das Filmbüro Bremen stellte unter dem Titel „Kochtopf“ von ihm geförderte Produktionen vor. Darunter „Die lustigen Weiber von Ulan Bator“ und Vincent van Gogh

Erstaunlich, mit welch geringen Förder-summen Projekte angeschoben werden

Zum zweiten Mal ließen sich jetzt die Bremer FilmemacherInnen von ihresgleichen in die Pötte kieken. „Kochtopf“ nennt das Bremer Filmbüro diese Zusammenkunft der Zunft im Kino 46, bei der geförderte Projekte in unterschiedlichen Stadien der Fertigstellung vorgestellt werden und die MacherInnen danach von ihrer Arbeit erzählen.

Dabei ist das Geld immer das Hauptthema. 90.000 Euro kulturelle Filmförderung kann das Filmbüro jedes Jahr verteilen, und es ist erstaunlich, mit welch geringen Fördersummen da Projekte angeschoben und deshalb erst ermöglicht werden. Michaela Herold und Susanne Brahms bekamen etwa 7.200 Euro, um in die Mongolei zu fahren und dort ihre Dokumentation „Die Lustigen Weiber von Ulan Bator“ zu drehen. Darin wird vom Opernhaus dieser Stadt erzählt, das von einem deutschen Förderverein tatkräftig unterstützt wird, so dass dort mit den „Lustigen Weibern von Windsor“ die wohl östlichste Inszenierung einer deutschen Oper möglich wurde.

Die beiden Filmemacherinnen arbeiten bei Radio Bremen, Michaela Herold ist „anchorwoman“ bei „buten un binnen“, und da ist es schon ein wenig peinlich, wenn ihr Heimatsender nicht selber diese paar Euro lockermachen konnte. Beide verdienen dort genug, um sich den Film als teures Hobby leisten zu können, schneiden durften sie ihn dann immerhin im Sender. Und nun, wo er fertig und schön anzusehen ist, wird sich auch irgendwo ein Sendeplatz für ihn finden.

Etwa zehn Minuten aus ihrem Film mit sehr exotischen Bildern zeigte Michaela Herold, die selber gekommen war. Rudi Bergmann war bei Dreharbeiten und konnte deshalb nicht über seine Dokumentation „Vincent van Goghs letztes Jahr“ erzählen. Der fünfminütige Ausschnitt machte den Eindruck eines soliden, gefälligen, vielleicht etwas behäbigen Künstlerporträts.

Ein politisches Pamphlet verspricht dagegen „Pinar - das Leben ist schön“ von Orhan Calisir zu werden. Der Filmemacher will darin die türkische Soziologin und Politikerin Pinar porträtieren, die wegen ihres Engagements für die Kurden ins Gefängnis kam. Mit den 5.000 Euro Startförderung aus Bremen konnte er nach Instanbul reisen und sie bei einer ihrer Kundgebungen filmen – dieses noch sehr ungeordnet wirkende Material zeigte er nun. Zum Schluss wurden noch einmal die Clips projiziert, die neun internationale und zwei einheimische Filmemacher für die Veranstaltung „Cityzooms“ in und über Bremen gedreht haben.

Das Filmbüro kann auf diese organisatorische Großtat stolz sein. Die meisten Clips wurden von Bremer Musikern vertont, die ebenfalls über ihre Arbeit diskutierten – mit der sie in der Tat zufrieden sein konnten.

Nur Serge Weber (der kürzlich die Musik zur „Vogeler“-Inszenierung im Schauspielhaus komponierte) brachte einen Missklang in die Veranstaltung, indem er sich recht arrogant als den „einzigen professionellen Musiker“ unter den Anwesenden bezeichnete. Damit hat er beim Kochtopf böse in die Suppe gespuckt.

Wilfried Hippen