: Platanen-Gate am Weser-Stadion
Polizei wirft Stadion GmbH-Mitarbeiter Brünjes Lüge vor: „Keine Bedenken gegen Bäume geäußert“
Bremen taz ■ „Wir sind doch die Grünen in Uniform“, witzelt Ronald Walther. Dabei war dem Polizeisprecher gestern morgen gar nicht zum Spaßen zumute, als er im Weser Kurier las, dass die Polizei sich für die Abholzung von 14 Platanen am Stadion ausgesprochen habe. Die Beamten hätten sogar für die Abholzung eines weiteren kleinen Wäldchens in Stadionnähe plädiert, damit der Platz besser für Videokameras einzusehen sei. Das soll jedenfalls Jochen Brünjes von der Bremer Weserstadion GmbH (BWS) zum WK gesagt haben.
Allerdings läßt „sich die Polizei nicht den schwarzen Peter“ beim Bäumefällen zuschieben, betont Polizeisprecher Walther. Und: „Ich kann die Angaben von Brünjes in keiner Weise bestätigen“. Die Polizei habe „überhaupt keine Bedenken“ gegen die Platanen geäußert. Man habe die Aufforderung Brünjes, sich schriftlich gegen die Bäume auszusprechen, sogar abgelehnt. Walther weiter: „Brünjes konnte unsere Entscheidung nicht nachvollziehen“.
„Die haben nicht nur die Axt an die Bäume, sondern auch an Wahrheit und Vertrauen gelegt“, ärgert sich Ortsamtsleiter Robert Bücking, der am Dienstag noch symbolisch wie trotzig eine Platane am Kassenvorplatz verbuddelt hatte. Bücking weiter: „Unglaublich, dass die sich bei so einer Lüge ertappen lassen“.
Der „Ertappte“ selber konnte gestern die ganze Aufregung nicht verstehen. „Die Videoüberwachung ist ein Grund von zehn, warum die Platanen da weg müssen“, sagte Brünjes zur taz. Er habe die Polizei nicht vorschieben wollen, gelogen habe er schon gar nicht. Vielmehr habe der Weser Kurier seine Äußerungen falsch wiedergegeben.
„Es war und ist nicht die Absicht der Bremer Weser-Stadion GmbH, die Verantwortung für die Baumfällaktion der Polizei zuzuschieben“, äußerte sich gestern zerknirscht BWS-Geschäftsführer Wolfgang Heise. Die gegensätzlichen Aussagen von Brünjes und Polizei müßten „intern geklärt werden“.
Intern will auch das Sportressort „prüfen“, wie es mit Brünjes umgeht. Das sagt zumindest Sprecher Markus Beyer. Vor disziplinarrechtlichen Schritten müsse man vergleichbare Aussagen haben. Brünjes ist nämlich nur nebenbei (“etwa fünf Stunden die Woche“) für die BWS tätig. Hauptamtlich arbeitet er seit 1985 im Sportamt, das gar keine Aktien im Stadionumbau hat – dafür ist das Wirtschaftsressort zuständig. Kai Schöneberg