: Für Menschen ideal
Nach dreijähriger Umbauphase öffnet morgen der Bremerhavener Zoo wieder: Aug in Aug mit dem Eisbär
aus Bremerhaven Eiken Bruhn
Der Eisbär kommt näher. Nur wenige Zentimeter trennen uns voneinander, wir können die Dreckklümpchen in seinem Fell zählen. Noch einen Schritt weiter und ... die Glasscheibe wird doch halten? Aber vielleicht würde er uns gar nichts tun? Ernüchternd winkt der Tierpfleger ab: „Selbst ein Spiel würden Sie nicht überleben.“ Töten sei Eisbärenart: „Die können gar nicht anders.“
Den kleinen Kindern ist das egal. Sie kreischen und pressen ihre Nasen an die Scheibe. Aug in Aug mit Lloyd, dem Star des Zoos am Meer in Bremerhaven, der morgen nach dreijähriger Bauzeit neu eröffnet. 25 Millionen Euro kostete der Umbau, die Stadt beteiligte sich mit 15, die EU und das Land Bremen mit jeweils fünf Millionen. Am Donnerstag durften sich die Jahreskartenbesitzer umsehen. „Richtig schön“, „nicht mit dem alten Zoo zu vergleichen“, „die Tiere haben es gut“ – Kritik war nur selten zu hören. „Früher gab es mehr Tiere, aber die hatten auch viel weniger Platz“, so das Ehepaar Scharffetter, das den Zoo seit 1965 kennt. „Die alte Anlage war hausgemacht. Das hier ist Architektur.“
Doch Wasser spielt nach wie vor eine große Rolle im Konzept des neuen Zoos, der einen Schwerpunkt auf „nordischen Tieren hat“. Seelöwen, Seehunde und Seebären kann man sowohl von oben als auch „von unten“ durch Guckfenster beobachten. Durch eine mechanische Wasseraufbereitungsanlage wird das Wasser klar gehalten, so dass man die Tänze der Meeressäuger auch wirklich sehen und nicht bloß erahnen kann.
Die Eisbären haben in ihrem großen Areal ebenfalls einen See, in den man hineinsehen kann. Zurzeit habe der zweieinhalbjährige Lloyd allerdings keine Lust, sich fotogen ins Wasser zu stürzen, sagt sein Pfleger. „Das hat er manchmal.“ Der kleine Seebär Ottmar hingegen ist in seinem Element. Verzückt verfolgen Kinder und Erwachsene seine Aktionen, rätseln darüber, warum er sich kopfüber entlang der Scheibe herunterlässt, als wären seine Schwanzflossen an der Wasseroberfläche befestigt. Von den Basstölpeln sind nur die Bäuche und ihre Watschelfüße zu sehen. Hin und wieder schießt ein weißer Strahl verarbeiteter Basstölpelnahrung durchs Becken. Die Vögel scheinen die Unterwasser-Konstruktion genau so interessant zu finden wie die Gaffer im Trocknen. Immer wieder sticht ein Schnabel ins Wasser und große Basstölpelaugen sehen dich an: „Wasbissndufüreiner?“
Die Besonderheit des Zoos: Er ist auf zwei Etagen gebaut. Ein Rundweg führt ohne Treppenstufen einmal „überirdisch“ an den Becken entlang und verschwindet dann ebenerdig in einem Grottengang. Auf diese Weise löst der Zoo sein größtes Problem: Er ist winzig klein. Platz ist deshalb nur für eine Hand voll Tiere: darunter Pumas, Schneehasen, Pinguine, Waschbären sowie die beiden Ausnahmen Schimpansen und Krallenäffchen, die bleiben durften. Und zwei Polarfüchse, hinter denen von Zeit zu Zeit ein Eisbär auftaucht. Hinter Glas.
Durch- und Einblicke finden sich überall. Die Wesermündung und der Hafen erscheinen hinter den künstlichen Felsen. So soll die Illusion erzeugt werden, dass die Tiere sich frei bewegen können. „Wir haben die Richtlinien der Europäischen Union für die Größe der Gehege eingehalten und teilweise sogar überschritten“, sagt Christian Bruns, Geschäftsführer der Städtischen Grundstücksgesellschaft und deren Tochter Zoo am Meer GmbH.
Auch wenn Tierschützer wie der Vorsitzende des Deutschen Tierschutzvereins, Wolfgang Apel, bemängeln, dass ein Zoo den Bedürfnissen von Tieren grundsätzlich nicht gerecht werden kann – für Menschen bietet dieser ideale Verhältnisse.
Eintritt für Erwachsene 6 Euro, Kinder 3,50, Ermäßigungen. www.zoo-am-meer-bremerhaven.de