Licht aus im Revier

Der Bremer Westen kann mit der Polizeireform leben. Die Gewerkschaft hingegen befürchtet Qualitätsverluste

Bremen taz ■ „Die berühmte alte Dame, die nachts auf dem Revier Anzeige erstatten will, gibt es nicht mehr.“ Hans Peter Mester (SPD), Ortsamtsleiter Bremen West, kann an der geplanten Polizeistrukturreform nichts grundsätzlich Schlechtes finden. Entsprechend beschlossen die Stadtteil-Beiräte Walle, Findorff und Gröpelingen am Mittwochabend einheitlich, die „Notwendigkeit der Reform zu akzeptieren.“ Kritik gab es trotzdem.

Nach Plänen der Behörde sollen die rund 2.500 Bremer PolizistInnen zukünftig „bedarfsorientierter“ eingesetzt werden. Im Klartext heißt das: Einige der 18 Bremer Reviere werden nachts schließen. Der Einsatz der Funkstreifen soll von weniger Standorten aus zentral erfolgen. Frei werdende Arbeitskräfte sollen die so genannten Kontaktbereichspolizisten (KOPs) in den Stadtteilen verstärken. „Das sind die Scharniere zur Bevölkerung“, lobt Mester. Es bleiben die Sorgen mancher Anwohner: „Was ist mit der Ortskundigkeit der Polizisten“, wollte einer wissen. „Es werden weiter Kollegen mit regionalem Bezug eingesetzt“, versicherte Jens Rezewski, Vertreter des Inneressorts. Dieter Oehlschläger, Vorsitzender der Polizeigewerkschaft, sieht das anders: „Kollegen, die jetzt für 35.000 Menschen zuständig sind, sind es dann für 120.000“. Auf lange Sicht ginge dadurch Qualität verloren.

Das Ziel, in acht Minuten am Einsatzort zu sein, sieht das Innenressort nicht gefährdet. Befürchtungen, dass Reviere ganz geschlossen werden, versuchte der Behördenvertreter zu zerstreuen. Indes stellte er aber auch fest, dass es keine Stadt in Deutschland gebe mit 18 Polizeirevieren.

Am 15. April will das Innenressorts über die Analyse der jetzigen Polizeiorganisation beraten. Dann sollen die Umstrukturierungen folgen. Allerdings forderten die Beiräte unisono zunächst einen einjährigen Probelauf. Was die Innenbehörde grummelnd zur Kenntnis nahm. hsc