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Archiv-Artikel

Gästeschwund

... im „nurfürgäste“: Das Campus-Kultur-Café hat mit Baulärm zu kämpfen. Saniert wird noch bis Dezember

von Marieke Kraft

Seit Jahren wurde das Gebäude der Erziehungswissenschaftler vernachlässigt – seit Oktober wird endlich saniert. Doch einer zumindest ist darüber gar nicht froh. „Meine beiden Mitarbeiter musste ich schon entlassen“, klagt Jan Beckahn, Pädagoge und Betreiber des integrierten Cafés „nurfürgäste“, über Umsatzeinbußen durch Gästeschwund. Denn statt Hintergrund- und öfter auch Live-Musik geben im Von-Melle-Park 8 inzwischen Presslufthämmer den Ton an.

Träger des Cafés ist der Verein Campus-Kultur, dessen Geschäftsführender Vorstand Beckahn ist. Größtenteils Pädagogen hatten sich 1992 zusammengeschlossen, um gemeinsam Kulturveranstaltungen auf dem Campus zu organisieren. Es entstand das Projekt „Kultur braucht einen Ort“ und daraufhin übernahm Beckahn 1999 das Café, das bis dato eher einem Mensa-Betrieb glich. Mittlerweile ist das „nurfürgäste“ das einzige Projekt des Vereins, alles andere wurde an eine Management-Agentur übergeben.

Im Café allerdings ging das kulturelle Leben weiter – mit einer Krimi-Reihe etwa, bei der ehemalige Studierende aus ihren eigenen Werken lasen, Live-Konzerten oder dem Auftritt des studentischen Improvisationstheaters „Zuckerschweine“. „Davon kann jetzt nicht mehr die Rede sein“, bedauert Beckahn. „Jetzt geht es nur noch darum, dass wir uns irgendwie über Wasser halten.“

Denn viele Gäste, nicht zuletzt Menschen aus dem Stadtteil, die sich wohl unter anderem von den Kaffeespezialitäten angelockt fühlten, hat der Baulärm vertrieben. Und die Erziehungswissenschaftler, die das Café im Haus als Alternative zum hektischen Uni-Alltag schätzten, sind bis zum voraussichtlichen Abschluss der Renovierungsarbeiten im Dezember in die Troplowitzstraße ausgewichen. Trotzdem, so Beckahn empört, müsse er weiterhin die volle Pachtsumme zahlen.

„Die Pacht ist ohnehin so gering, dass wir damit nicht noch weiter heruntergehen können“, kontert Silke Bukowski vom Bau- und Gebäudemanagement der Universität. Zudem habe man „Herrn Beckahn freigestellt zu gehen oder trotz des Baulärms sein Café weiterzuführen“. Doch der 43-Jährige will bleiben. „Das Café ist ein Teil meines Lebens geworden, den ich nicht so schnell wieder aufgeben werde“, sagt er. Und setzt auf die Treue der Stammgäste: „Im Dezember ist alles überstanden und ich bin optimistisch, dass ‚nurfürgäste‘ bis dahin überleben wird.“