Schüler trinken weniger

Der Drogenkonsum unter Jugendlichen geht leicht zurück. Das belegt der zweite Bericht zur Suchtprävention. Gesundheitssenator Dietrich Wersich (CDU) gibt dennoch keine Entwarnung

Auch für den Rest der Bevölkerung gibt es verstärkt Beratungsprojekte. Rauchende Schwangere zum Beispiel können beim Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Uni Hamburg (ZIS) anrufen. „Viele Schwangere schaffen es leider nicht, alleine aufzuhören“, sagte Christian Haasen, Direktor des ZIS. Dabei erhöhe das Rauchen das Risiko von Frühgeburten. Seit der Gründung des Projektes im Juli 2006 hätten sich über 150 Schwangere beraten lassen. 48 Prozent der Frauen würden nicht mehr rauchen. Ein anderes Projekt des ZIS bekämpft die Spielsucht unter Jugendlichen. Diese ist nach Auskunft der Gesundheitsbehörde ein neues Thema in der Suchtprävention, Zahlen gebe es deshalb noch keine. UG

VON UTA GENSICHEN

Der aktuelle Bericht zur Suchtprävention in Hamburg attestiert rund 8.000 Jugendlichen einen „hoch problematischen Konsum von Alkohol und Cannabis“. Die betroffenen Jugendlichen müssten dringend ihr Konsumverhalten ändern, warnt die Gesundheitsbehörde, die den Bericht in Auftrag gegeben hat. Er stützt sich auf die Schulbus-Studie, die seit 2004 den Umgang mit Suchtmitteln bei Schülern empirisch ermittelt.

Trotz der hohen Zahl sprach Gesundheitssenator Dietrich Wersich (CDU) am Montag von einer „Trendwende“ im Bereich der Suchtprävention. Seit der Senat 2005 das Konzept „Drogenfreie Kindheit und Jugend“ beschlossen habe, habe sich die Zahl der Konsumenten insgesamt verringert. Gleichzeitig habe sich das Einstiegsalter bei Tabak, Alkohol und Cannabis erhöht.

Demnach konsumierten 2007 etwa 58 Prozent der 14- bis 18-Jährigen Alkohol. Drei Jahre zuvor waren es laut Schulbus-Studie noch 64 Prozent. Und auch der Tabak-Konsum sei von 44 auf 38 Prozent gesunken – den Grund hierfür sieht Wersich in dem Rauchverbot an Schulen. Ganz gezielt habe man zudem versucht, seit 2005 das Beratungsangebot in den Bezirken zu verbessern und suchtgefährdete Kinder und Jugendliche anzusprechen, sagte Wersich.

Trotz der leicht rückläufigen Ergebnisse beim Konsum von Alkohol, Tabak und Cannabis gibt der Senator noch keine Entwarnung. „Wir müssen weitermachen“, sagte er. Besonders das „Vorglühen in der U-Bahn“ sei bei Jugendlichen ein ernst zu nehmendes Problem. Das so genannte „Komasaufen“ betrieben laut Schulbus-Studie 32 Prozent der Hamburger 14- bis 18-Jährigen. Diese seien meist männlich und bereits volljährig.

Bis die Maßnahmen der Suchtprävention greifen, könnten noch fünf Jahre vergehen, sagte Rainer Thomasius vom Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am Uniklinikum Eppendorf (DZSKJ). Die Einrichtung, der Thomasius seit zwei Jahren vorsteht, ist bundesweit einmalig: Das DZSKJ ist Drogenambulanz, Suchtstation und Forschungsinstitut.

Nirgendwo werde eine so vielfältige Suchtprävention geleistet wie in Hamburg, sagte Thomasius mit Blick auf das Drogenkonzept von 2005. Für dieses stehen laut Sozialbehörde jährlich 700.000 Euro zur Verfügung. Neben der Weiterführung einzelner Projekte und der Analyse der nächsten Schulbus-Studie soll 2009 noch eine weitere Beratungsstelle in Hamburg-Mitte eingerichtet werden.