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Archiv-Artikel

Retter aus Schwerin

Der zukünftige Betreiber des Kinos im Space Park besitzt zwei Multiplexe in McPomm. Davor war er Kino-König in Delmenhorst und Westerstede

taz ■ Nachdem Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) die Shoppingmeile im Space Park für tot erklärt hat, soll wenigstens der Kinobetrieb anlaufen. Der Schweriner Kino-Monopolist Gunnar Burmester will das Multiplex-Kino in dem betongewordenen Investitionsgrab im Gröpelinger Hafengebiet betreiben. „Auf eigenes Risiko“, hatte der Geschäftsführer der Dresdner Bank-Tochter DEGI, Investorin und Besitzerin der Immobilie, am Donnerstag beteuert. Branchenkenner gehen aber davon aus, dass es nur ein Dienstleistungsverhältnis sein wird und Burmester keine oder nur sehr wenig Miete zahlen wird. Der Unternehmer selbst wollte gestern keine Angaben zu dem Vertrag machen, erwartet eine Vertragsunterzeichnung jedoch in der nächsten Woche.

Den Space Park hält der neue Betreiber Burmester für einen „supertollen Standort“. Und fügt hinzu: „Ich würde es nicht machen, wenn ich mir da nicht etwas ausrechnen würde.“ Mit welchem Konzept er die zehn Säle künftig füllen will, wollte er noch nicht verraten. Bisher hatte der Unternehmer aber stets den richtigen Riecher. Nach eigenen Angaben musste er noch nie ein Kino schließen. „Ich habe immer vorher verkauft.“

Seit 20 Jahren ist der gebürtige Berliner im Kino-Geschäft, hatte Häuser in der Bremer Region – unter anderem in Westerstede, Delmenhorst und Nordenham – bis er diese aufgab und 1994 in Schwerin in den boomenden Multiplex-Markt einstieg. „MegaMovies“ und „Capitoleum“ heißen jetzt die beiden einzigen Kinos am Platz. Burmesters Erfolgsrezept: „Anders als bei den großen Ketten bin ich als Inhaber ganz nah dran am Geschehen und kann für einen superguten Ablauf sorgen.“

Die Einschätzung, dass nur noch die kleineren Unternehmen eine Chance auf dem stagnierenden Multiplex-Markt hätten, teilt der Geschäftsführer der Wuppertaler „rinke medien consult“ Kim Ludolf Koch. Der Medienberater und Experte für Multiplex-Kinos will aber nicht ausschließen, dass ein drittes Multiplex-Kino in Bremen bei besonders günstigen Mieten eine Chance hätte. „Das ist aber dann nicht mehr markt- und wettbewerbsgerecht.“ Marktführer der Branche hatten sich bisher nur abschätzig über das Projekt geäußert. „So überflüssig wie ein Kropf“ hatte beispielsweise der Cinemaxx-Sprecher Arne Schmidt ein Großkino mit Weltraum-Anschluss bezeichnet. “Cinemaxx und Cinestar sagen das natürlich, weil denen ein weiteres Kino Schmerzen bereiten würde“, sagt Koch. Aber auch er glaubt nicht, dass jemand, der sich mehrere Stunden im Space Park aufgehalten hat, danach noch zwei Stunden ins Kino geht. Schließlich kommt er zu dem Schluss: „Bremen braucht kein weiteres Kino.“ 750.000 Besucher jährlich, so schätzt Koch, müsste das neue Kino bei normaler Kostenstruktur anziehen. Dabei hätten alle Bremer Kinos zusammen im vergangenen Jahr kaum mehr als doppelt so viele erreicht. „Eine derartige Markterweiterung ist unwahrscheinlich.“ Und: „Das wird auf einen ruinösen Wettbewerb hinauslaufen.“ Bei den Eintrittspreisen sei nicht mehr viel Spielraum, da die Verleihfirmen – die die Hälfte des Erlöses kassieren – dann nicht mitspielen würden. „Wahrscheinlich wird es mindestens sechs Euro kosten.“ Eiken Bruhn