geld für gärten
: Kein Geld für Luxus – aber freie Parks

Was ist schon dabei, wenn Besuchende für ihr Lustwandeln im Park Sanssouci oder im Schlosspark Charlottenburg ein oder zwei Euro zahlen müssen? So viel sollte den Genießern historischer Gartenkunst das mühevolle Werk doch wohl noch wert sein. Schließlich wird für jeden Autoparkplatz ohne Protest soviel gelatzt. Für Versailles und Roms päpstliche Gärten zum Beispiel müssen schon lange Eintrittstickets gekauft werden – unbesucht sind sie deswegen bestimmt nicht geblieben. Im Gegenteil, mit den Einnahmen lassen sich die hohen Pflegekosten der historischen Parks auch in Zukunft bestreiten.

KOMMENTAR von ADRIENNE WOLTERSDORF

So argumentieren – mit Recht – diejenigen, denen die Pflege der teuren Anlagen obliegt, nämlich die Preußische Gartenstiftung. Doch mit dieser Haltung ist weder Staat noch Stadt zu machen. In fast allen europäischen Residenzstädten ist der Eintritt zu den Schlossgärten frei und kostenlos. Und das aus gutem Grund. Schließlich wurde den BürgerInnen bereits für deren Bau und Anlage tief in die Taschen gegriffen. Zwar ist das schon eine Weile her, und es herrschten Monarchen, aber der kultivierte historische Naherholungsraum darf heute, in einer Demokratie, nicht wieder Verschlusssache der Privilegierten werden. Oder anders gesagt, heute muss jeder das Recht haben, auch im Charlottenburger Schlosspark in die Büsche kotzen zu dürfen. Nicht dass das die vornehmste Funktion eines öffentlichen Parkes wäre, aber schaut man sich den Stadtplan an, gibt es für die Charlottenburger nicht so viel öffentliches Grün wie für Kiezbewohner anderswo in Berlin. Dass ihr Grün als historischer Garten aufwändiger gepflegt werden muss, als zum Beispiel im gezausten Görlitzer Park, ist nun mal der Tradition geschuldet. Und macht nicht gerade diese Eigenart, das viele Grün in Berlin, die Stadt zu einer bemerkenswert lebenswerten Metropole? Das sollten wir uns ruhig nichts kosten lassen.