piwik no script img

Archiv-Artikel

Keinen Cent für den Alten Fritz

Eintrittspläne für die Gärten in Charlottenburg und Potsdam-Sanssouci stoßen dort auf Ablehnung. Schlösser-Stiftung will heute entscheiden. Geld wird für Sanierung und gegen Vandalismus gebraucht

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Was für Autoparks gilt, soll für das Parken vom Alltag nicht gelten – nämlich „Park-Gebühren“ zu entrichten. Die Pläne der Stiftung Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, für die weltbekannten Gartenanlagen in Potsdam-Sanssouci und am Schloss Charlottenburg Eintritt zu verlangen, stoßen in der brandenburgischen Landeshauptstadt sowie in Berlin auf Ablehnung. Das Weltkulturerbe aus Zeiten des Alten Fritz müsse für die Anwohner auch zukünftig frei zugänglich bleiben, der Schlosspark Charlottenburg dürfe nicht per Parkgebühr und Zaun eingeschränkt werden, so die betroffenen Gemeinden.

Nach Ansicht von Schlösser-und-Gärten-Direktor Hartmuth Dorgerloh soll der Eintritt kommen. Am gestrigen Montag und heute prüfte die Stiftung auf einem internen Kolloquium, ob die „Eintrittgelder sinnvoll und sozial vertretbar“ seien, sagte Dorgerloh. „Der Wert der Gärten rechtfertigt es auf jeden Fall, Eintritt zu nehmen.“ Außerdem könne durch die Einnahmen die Sicherheit verbessert werden. Zugleich würden durch die Gelder in den jetzt frei zugänglichen Parks Sanssouci und Charlottenburg die Spuren des Vandalismus beseitigt sowie die dringende Sanierung und der Erhalt der Denkmäler besser finanziert werden können.

Derzeit finanzieren der Bund mit 13 Millionen, die Länder Brandenburg mit 11,5 Millionen und Berlin mit 6,7 Millionen Euro die Preußische Schlösserstiftung, die die Parks verwaltet und erhält. Mit dem Eintrittsgeld der jährlich etwa fünf Millionen Besucher könne die Stiftung zudem ihre Einnahmen steigern, so Dorgerloh. Die Höhe des Eintritts sei noch unklar.

Monika Thiemen, Bezirksbürgermeisterin von Charlottenburg-Wilmersdorf (SPD), hält von dem Eintritt „überhaupt nichts“. Der Park müsse „ohne Einschränkungen und frei zugänglich bleiben“, sagte sie der taz. Die Anwohner hätten ein Recht auf den kostenlosen Besuch der Gärten, der durch das Geld behindert würde. Insbesondere sozial Schwächere könnten von der Gebühr abgeschreckt werden, sich im Park zu erholen. „So kriegen wir ein Zwei-Klassen-Grün in Berlin – Parks für Reiche, keine Parks für Arme“, sagte Thiemen. Unterstützung erhält die Bürgermeisterin von Baustadtrat Klaus Dieter Gröhler (CDU) und der gesamten Bezirksverordnetenversammlung. Diese sprach sich gegen den Eintritt aus. Am Mittwoch will Thiemen mit Dorgerloh sprechen.