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Daimler will Autofahrer ab 2010 elektrisieren

Der Autobauer verspricht, mit dem Konzern Evonik Batterien für einen „bezahlbaren“ Elektrowagen zu produzieren

DÜSSELDORF taz ■ Mitten in der Krise der Automobilindustrie entdeckt Daimler sein Herz für Elektroautos. „Wir wollen eine Führungsrolle bei den grünen Technologien“, sagte der Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche am Montag in Düsseldorf. Der Stuttgarter Autobauer will mit dem Spezialchemiekonzern Evonik Lithiumionen-Batterien für ein Elektroauto entwickeln.

Bei der Kooperation zwischen Evonik und Daimler gehe es um „einen Meilenstein auf dem Weg zur Serienfertigung von Elektroautos“, schwärmte der Evonik-Vorstandsvorsitzende Werner Müller. Die Situation in der Autobranche erinnere ihn an den Fußball. „So schön Erfolge von gestern sind, sie allein reichen nicht.“ Im Kampf um die Elektrofahrzeugtechnik rolle derzeit das Leder. „In dieser Partie zählen ganz neue Mannschaftsaufstellungen und neue Strategien“, sagte Müller, dessen Konzern den Bundesligisten Borussia Dortmund sponsert. „Mit uns wird es den Elektroantrieb für alle geben: alltagstauglich, sicher, bezahlbar“, sagte der Exbundeswirtschaftsminister. „Wir setzen auf ein echtes Bürgerauto.“ 2010 werde der erste Mercedes mit einer der Lithiumionen-Batterien neuer Generation angeboten, kündigte Zetsche an.

Die beiden Konzerne werden ein Joint Venture gründen, das auf Entwicklung und Produktion von Batterien für automobile Anwendungen spezialisiert ist. Daran soll Daimler 90 und Evonik 10 Prozent halten. Außerdem steigt Daimler mit 49,9 Prozent bei Li-Tec ein. Die Evonik-Tochter baut besonders leistungsfähige Lithiumionen-Batterien nach einer mehrfach patentierten Technik. Das bringe den Konzern in eine einmalige Situation, sagte Zetsche: „Durch diese Kooperation wird Daimler zum ersten und bislang einzigen Automobilhersteller, bei dem Forschung und Fertigung der Batterie in einer Hand liegen.“

Die in Kamenz bei Dresden ansässige Li-Tec ist bei der Entwicklung von Lithiumionen-Batterien nach Einschätzung Zetsches weltweit führend. Die Evonik-Batteriezellen seien heute den Konkurrenten bei Sicherheit, Lebensdauer, Gewicht und Serientauglichkeit überlegen. So sind die Batterien laut Evonik zweieinhalb mal so stark wie gängige Nickel-Metallhydrid-Speicher. Außerdem gelten sie als deutlich brandsicherer: Eine mit winzigen Keramikpartikeln beschichtete Folie im Inneren der Zellen soll verhindern, dass die Batterien im Falle einer Überhitzung schlagartig Feuer fangen. Ende 2007 war ein Evonik-Team für den Deutschen Zukunftspreis nominiert worden.

Evonik verspricht sich „den Eintritt in einen Milliardenmarkt“, sagte Müller. Der Essener Konzern hat bislang rund 80 Millionen Euro in die Technologie investiert. Die Zahl der Arbeitsplätze in dem Bereich solle von heute gut 100 auf mehr als 1.000 steigen. PASCAL BEUCKER

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