Temporärer Klosterpark

Jeder kennt den Klosterstern, aber alle fahren nur drum herum. Eine Gruppe von Architekten will ihn während des Architektursommers immer wieder neu gestalten und nutzbar machen

von GERNOT KNÖDLER

Es gibt Plätze in der Stadt, die kennen alle, aber niemand betritt sie. Beim Klosterstern – wunderschön eingefasst von Stuckfassaden und Bäumen – ist das auch schwierig, wegen des Verkehrs, der ihn ständig umkreist. Außerdem gibt es keinen Grund, zwischen zwei Autos auf den Platz im Inneren des Kreisverkehrs zu spurten. Die Landschaftsarchitekten Dirk Junker, Hubert Wiggenhorn und Martin van den Hövel sowie die Marketing-Expertin Susanne Jäschke wollen das für die Dauer des Architektursommers ändern. Die Mitglieder der „Arge Auftritt Stadt“ konnten die Verwaltung und rund 100 Sponsoren und Partner für eine wechselnde Gestaltung des Platzes gewinnen. Es wird Brunnen unter Bäumchen geben, Kinderhäuser mit Planschbecken, leuchtende Sofas und vielleicht auch Schnittblumen zum „pflücken“.

Dirk Junker vom Büro IPL führt das Projekt auf die „spinnerte Idee“ zurück, „einen Ort öffentlichen Interesses ins öffentliche Bewusstsein zu rücken“. Dabei ist der Klosterstern für den Professor lediglich ein spektakuläres und räumlich nahe liegendes Vehikel, um das eigentliche Anliegen der Initiatoren zu transportieren: Darauf aufmerksam zu machen, dass die Armut der öffentlichen Hand dazu führt, dass viele Plätze allmählich verkommen.

Sträucher werden nicht beschnitten, so dass dunkle Ecken entstehen. Wege werden nicht geharkt, Pflanzen entfernt und durch möglichst pflegeleichte Gewächse ersetzt. Die einmal geplante Form solcher Plätze und ihre ästhetische Qualiät gehen auf diese Weise zunehmend verloren. Beispiele sind der Gerhart-Hauptmann-Platz oder der Kaltenkirchener Platz.

Junkers Lieblingsbeispiel für schleichende Verwahrlosung ist der Eimsbütteler Innocentia-Park. Eigentlich, meint er, müssten die Anwohner und Eigentümer der anliegenden Grundstücke ein großes Interesse an der Pflege eines solchen Parks haben. Dessen Zustand beeinflusst direkt ihre Lebensqualität und den Wert ihrer Immobilien. Viele Anlieger, vom einfachen Nachbarn bis zur Anwaltskanzlei, seien auch bereit, sich zu engagieren, glaubt Junker. Allerdings brauche es jemanden, der sie zusammenbringt. „Ich glaube, dieses künftige Allianzen-Schmieden ist das Thema“, sagt der Landschaftsarchitekt.

Beim Klosterstern zwischen Eppendorf und Rotherbaum haben er und seine Mitstreiter es ausprobiert. Der Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau hat eine Lehrbaustelle eingerichtet, um ein Netz von Wegen und eine zentrale Pflasterfäche herzurichten, die als Bühne fungiert. Auf den benachbarten Flächen wird es wechselnde Installationen geben: mal Skulpturen von Johannes Speder, mal Liegestühle, Sonnenschirme und Strand, Sofas zum Verweilen und im Herbst einen Birkenhain mit Heide.

Das werde allerdings nur vorübergehenden Charakter haben, kündigt Junker an. Für eine Bausumme von einer halben Million Euro entsteht dort zwar über den Sommer ein stets sich wandelnder Platz, für den die Stadt keinen Cent aufbringen muss. Doch selbst für dessen Unterhaltung fehlt ihr das Geld. Junker hofft deshalb darauf, dass sich potente Privatleute und Unternehmen langfristig an der Parkpflege beteiligen. „In den Niederlanden werden ganze Parks von Firmen der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt, ja sogar gebaut“, sagt der Professor. Sponsoring brauche sich ja nicht auf den Sport zu beschränken.