Ein detailliert geregeltes Bündnis an der Spitze

Ordnung muss sein: Damit sich all die verschiedenen Unterstützergruppen in der Demonstration wiederfinden, wurde ein ausgeklügelter Aufmarschplan ausgehandelt. Nicht organisiertes Fußvolk darf am Ende hinterhertrotten

Auf die Spitze der Demonstration weisen die Veranstalter besonders gern hin. Jeweils 15 Personen vom DGB und 15 Vertreter der Sozialinitiativen dürfen am Samstag das Fronttransparent ab Alexanderplatz tragen. Nicht mehr und nicht weniger. Bis ins kleinste Detail hat das Bündnis das Prozedere der Demospitze durchgeplant. Damit will das Vorbereitungsbündnis dem Eindruck entgegentreten, der 3. April könnte zu einer reinen Gewerkschaftsveranstaltung werden, wie das in einigen Medien schon dargestellt wird.

„In Berlin hat sich ein breites Bündnis für den Protest zusammengefunden“, muss der Berliner DGB-Chef Dieter Scholz auf Pressekonferenzen betonen. Und auch der Block gleich hinter dem Fronttransparent soll die „Breite des Protestes“ hervorheben, sagt Michael Prütz vom Berliner Sozialbündnis. In dem bunten Block von rund 200 bis 300 Personen dürfen Gewerkschaftsfahnen, das Prozentzeichen von Attac und Transparente mit dem Antifa-Logo gleichberechtigt nebeneinanderher flattern. Selbst die von anderen Demo-Teilnehmern oft als erdrückend empfundenen Linksruck-Schilder werden hier in begrenzter Zahl geduldet.

Aber dann geht es auch schon los mit der Abgrenzung: In Block 2 laufen die IG-Metaller mit ihren Einheitsfahnen. Nicht weniger fahnenlastig vermutlich Block 3, in dem Attac-Aktivisten aus der ganzen Republik sich finden können. Weiteres Merkmal, das diesen Block unverkennbar macht: ein großes Etwas aus Pappmaché, das den bösen Kapitalismus darstellen soll. Etwas vielfältiger wird das Fahnenmeer der DGB-Jugend werden, hier wird der Nachwuchs wohl jeweils das Symbol seiner Einzelgewerkschaft mit sich tragen.

Wer bis hier von Fahnen die Nase voll hat, der darf sich auf den „Wir-wollen-Alles-Block“ des linksradikalen Zusammenschlusses „ACT“ freuen. Anarchisten, Autonome, Antikapitalisten und alle, die sich einem dieser As zugehörig fühlen, wollen hier mitlaufen. Erst dahinter ist für das Fußvolk die Blockbildung aufgehoben.

Etwas weniger dem Blockdenken verhaftet wird es an den anderen beiden Auftaktorten ablaufen. Am Breitscheidplatz wollen sich vor allem die Gewerkschafter treffen, die aus Norddeutschland anreisen, während die Veranstalter der Auftaktkundgebung am Gendarmenmarkt überhaupt keinem speziellen Spektrum zugeordnet wird.

Und noch ein Demonstrationszug verdient Erwähnung. Rund 250 Rechtsextreme wollen sich ebenfalls am Sozialprotest gegen die Agenda 2010 beteiligen. Nur wird dieser Zug wohl kaum die Abschlusskundgebung erreichen. Ihr Zug beginnt im mecklenburgischen Neubrandenburg. FELIX LEE