: Jugend ohne Dach
Kürzungspläne im Ressort der Senatorin für Jugend und Soziales, Karin Röpke, würden den Dachverband der Jugendorganisationen eliminieren
Bremen taz ■ Im Sommer mag‘s oben ohne gehen, im Winter lebt es sich besser unter einem Dach. Mit einer Dachorganisation. Denkt man im – finanzpolitisch gesehen – winterlichen Bremen. Dort frösteln die Jugendvereine, bangend um ihr Dach, den Bremer Jugendring. Denn in den Haushaltsberatungen wird eisig gekürzt, Mittel werden eingefroren. Aus finanz-, nicht aus sachpolitischen Gründen füllt sich der Topf für Kinder- und Jugendförderung nur mit 625.000 Euro, das sind 100.000 weniger als 2004.
Der Jugendhilfeausschuss und alle Betroffenen sind sich einig: keine Kürzung bei den 305.000 Euro fürs Lidice-Haus, Kürzungen für ihr Servicebüro höchstens um ein Fünftel der bisher 100.00 Euro. Auch, bitte, keine Kürzung bei den 172.000 Euro für Bremens Jugendverbände. Bleibt also nur der Posten für die landesweite Dachorganisation.
Statt 153.000 Euro im Vorjahr soll der Bremer Jugendring jetzt 93.000 Euro bekommen. Das bedeutet laut Geschäftsführer Jens Oppermann: Streichung der einen, Halbierung der zweiten Stelle. Als Halbtagsjob (plus Zuarbeit sechs ehrenamtlicher Vorstandsmitglieder) sei der Jugendring nicht überlebensfähig.
Er versteht sich als PR-Agentur und Dienstleister der 20 Verbände und des Stadtjugendrings Bremerhaven. Die drastischen Kürzungen im Jugendbereich legen allerdings nahe, dass die Lobbyarbeit versagt hat. Was Oppermann eingeschränkt zugibt: „Das ist in der Vergangenheit nicht optimal gelaufen.“
Bremen ohne Jugendring, was würde fehlen – außer den Steuereinnahmen durch zwei Festangestellte? „Unser Service für die Jugendverbände“, antwortet Angela Ruess, deren Stelle gestrichen werden soll. Wo gibt es Geld bei Stiftungen, wie geht das mit EU-Förderanträgen? Ruess recherchiert und stellt die Ergebnisse den Mitgliedsverbänden zur Verfügung. Der Jugendring sitzt als Interessenvertreter der Verbände in politischen Arbeitskreisen und stellt Kooperationen mit der Hochschule Bremen her. „Kleine Vereine wie wir können diese Verwaltungsarbeit nicht selbst erledigen“, bestätigt Jens Singer von der Naturfreundejugend.
Wie es weitergeht? Oppermann fürchtet, dass sich die Politik ganz aus der Verantwortung stehlen wird. ,,Was da momentan abgeht, damit können wir Jugendlichen nicht mehr vermitteln, sich für Politik zu interessieren.“ amb/fis