: Ein guter Kamerad
Kurt van der Walde, langjähriges Mitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und jüdischer Überlebender des 3. Reiches, starb 88-jährig
Dass er Jude war, wurde hervor- gehoben. Die Hamburger Gesta- po verhaftete Kurt van der Walde im Mai 1936. Die Tatsache seines Jude-Seins wurde im Telegramm an das Gestapoamt in Berlin doppelt unterstrichen.
Kurt van der Walde, am 20.1. 1915 in Posen geboren, ver- brachte Kindheit und Jugend in Hamburg, genauer gesagt in der Haynstraße in Eppendorf. „Hier lebten alle meine Freunde und Verwandten. Ich bin der einzige von damals, der übrig geblieben ist. Wir haben uns als deutsche, liberale Juden hier wirklich wohl gefühlt“, hat er sich später erinnert. Seine entscheidende Prägung erfuhr er durch die Jugendbewegung. Er wurde Mitglied im „Deutsch-Jüdischen Wanderbund Kameraden“. Mit anderen Jugendlichen ging es auf Fahrt in die Lüneburger Heide. An die gemeinsamen Erlebnisse und an „Kuvo“, ihren Gruppenführer, erinnert Ingeborg Hecht in ihrem Buch „Als unsichtbare Mauern wuchsen“.
Als van der Walde nach der Machtübergabe an die Nazis versuchte, einen antifaschistischen Jugendverband aufzubauen, wurden diese Bemühungen schnell zerschlagen. Nach seiner Verhaftung verurteilte ihn das Hanseatische Oberlandesgericht im Mai 1937 zu zweieinhalb Jahren Haft, die er im Gefängnis Fuhlsbüttel verbringen musste.
Anschließend konnte er nach England emigrieren. Nach der Befreiung Deutschlands kehrte er nach Hamburg zurück. 15 Jahre nach dem Abitur studierte er hier Englisch und Geschichte, wurde Gymnasiallehrer. Als Mitglied der „Vereinigung der Ver- folgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten“ begleitete er bis ins hohe Alter Stadtrundfahrten des Landesjugendringes zu Stätten von Verfolgung und Widerstand in Hamburg, stellte sich als Zeitzeuge im Geschichtsunterricht zur Verfügung. Im Januar 1998, anlässlich der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus, sprach im Michel nach Walter Jens auch van der Walde über seine Erfahrungen.
Kurt van der Walde starb am 27. Mai. Er war zeitlebens ein guter Kamerad. Wilfried Weinke