: Boys stehlen die Schau
Der vierte Hamburger Girls Day am 22. April wird erstmals mit Angeboten für Jungs ergänzt. GAL fürchtet eine Verwässerung des Anliegens
von KAIJA KUTTER
In 2003 ging der Hamburger „Girls Day“ nicht so glatt über die Bühne. Es gab kritische Stimmen und Boykotte an den Schulen, weil diese eintägige Berufserkundung nur für Mädchen ist. In diesem Jahr soll der für den 22. April geplante Tag deshalb erstmals auch für Jungs sein. „Wir machen den Girls Day ganz normal mit“, erklärt Bildungsbehördensprecher Alexander Luckow. Das Landesinstitut für Lehrerbildung (LI) habe jedoch ein ergänzendes Projekt entwickelt, das Jungs der Klassen fünf bis zehn für Frauenberufe im Erziehungs- und Pflegesektor begeistern soll.
„Welches Auto sagt ‚Danke‘? Warum glauben so viele von euch, sie müsten später unbedingt mit Autos, Computern oder Maschinen arbeiten“, steht auf der Homepage (www.zsw.de), die LI-Mitarbeiter Thomas Albrecht nun für Hamburgs Jungs erstellt hat. Sie sollten mal probieren, „wie viel Spaß es macht, mit Kindergruppen Fußball zu spielen, zu basteln, zu lesen, zu lachen, zu lernen – und am Schluss zu hören: Das war ein toller Tag mit dir!“ Ein KfZ-Mechaniker werde dies „aus dem Motorraum nicht zu hören kriegen“.
„Es stellte sich ja von vornherin die Frage, was an diesem Tag mit Jungs passiert“, erklärt der Referent für Sozialerziehung. „Sie müssen sich ja nicht Asche aufs Haupt streuen, wie furchtbar es ist, als Mann auf der Welt zu sein.“ Jungen hätten zwar bisher die Abwesenheit der Mädchen nutzen können, um über die Männerrolle zu sprechen. Dies rangiere jedoch von der Attraktivität weit unter „Mädchen geht mit Piloten ins Cockpit“.
Albrecht hat nun seit Wochen Kindergärten, Pflegeheime, Grundschulen und sogar Friseure angeschrieben, um den Jungs Erkundungsorte in Frauenberufen zu bieten. Ein Hintergedanke dabei sei, dass junge Männer in Grundschulen und Kindergärten dringend gebraucht werden, weil es den Kleinen dort an männlichen Vorbildern fehlt. So finden sich denn unter den 250 Adressen, die Albrecht bereits geworben hat, hauptsächlich Kitas.
Das Angebot für Mädchen wird derweil von der Behörde für Familie und Soziales (BSF) vorbereitet. „Wir haben 4.000 Hamburger Firmen angeschrieben, ob sie Erkundungsplätze stellen“, berichtet Sprecher Oliver Kleßmann. Die Namen der Firmen sind per Mausklick auf der Landkarte der Homepage des bundesweiten Mädchenzukunftstages zu finden (www.girls-day.de).
Die GAL-Frauenpolitikerin Verena Lappe kritisiert indes, dass die Werbung für den Girls Day an den Schulen nicht ankomme. Sie stört aber auch die Vermischung von Jungs- und Mädchentag und fordert, daraus zwei getrennte Aktionen zu machen. „Der Boys Day nimmt die Aufmerksamkeit von dem, was hier eigentlich Thema sein sollte: Mädchen zu interessieren für besser bezahlte, anspruchsvolle Berufe.“ Auch würden hier Berufsfelder gleichgestellt, die von Status und Bezahlung her nicht gleich seien. Es sei denn, Frauenberufe wie Kindergärtnerin würden nach Eroberung durch die Männer auch besser bezahlt.