Streit um blauen Turm schwelt weiter

Bis zur Entscheidung der Bezirksregierung Münster zum Bauvorhaben des Wasserstoffgewinnungszentrums „Blauer Turm“ gibt es weiter Streit. Gegner befürchten erhöhte Luftbelastungen und Gesundheitsgefahren

HERTEN taz ■ Die Gesellschafter des Hertener Wasserstoff-Kompetenzzentrums „Blauer Turm“ hoffen, schon zum 28. Juni eine Genehmigung für den Bau des Zentrums auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Ewald in Herten zu erhalten. Die Anlage soll aus Biomasse und Althölzern Energie und Wasserstoff gewinnen und nach den Plänen der Wirtschaftsförderung in Herten eine Ansiedlung von Firmen im Bereich der Wasserstoffwirtschaft fördern. Gegner der Anlage befürchten durch den „Blauen Turm“ erhöhte Luftbelastungen und Gesundheitsgefahren.

Die Bezirksregierung in Münster als genehmigende Behörde stellt diesen Termin für die Gesellschafter der H2 Herten GmbH, die zukünftigen Betreiber des Blauen Turms, ebenfalls in Aussicht. „Bis Juli wollen wir mit dem Verfahren durch sein“, sagt die Pressesprecherin der Münsteraner Bezirksregierung, Ulla Lütkehermölle. Für die zukünftigen Betreiber der Anlage, die Gesellschafter der H2 Herten GmbH, die D.M.2 Dr. Mühlen GmbH, die PR-Agentur Haidhausen Verlag und die S&P GmbH ist dieser Termin sehr wichtig. Denn dann fällt die Anlage noch unter die verbesserten Förderbedingungen des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG). „Das macht schon vier Cent pro Kilowattstunde aus“, sagt Otto Lerchenmüller, Sprecher der PR-Firma Haidhausen Verlag. Sollte sich diese Mehreinnahme bei der Stromgewinnung nicht erzielen lassen, müsse das ganze Konzept auf den Prüfstand. „Bis zum Ende dieses Monats haben wir alles genau durchgerechnet“, sagt Lerchenmüller. Die Gegner der Anlage hoffen, dass sie den Bau noch stoppen können. Sie haben sich unter der im Turm geplanten Verschwelung von Biomasse etwas anderes vorgestellt, als das verkoksen von Holz aus Sperrmüllbeständen.

Die Gegner des „Blauen Turms“ befürchten bei der Verschwelung von beispielsweise lackierten Schränken würden Dioxine und Furane entstehen, die die Anlage nicht ausfiltern könne. Dem widerspricht Peter Brautmeier von der Hertener Wirtschaftsförderung: „Bei der Verschwelung der Hölzer bei Temperaturen um die 600 Grad Celsius entstehen diese Stoffe nicht“, sagt Brautmeier. Er gibt aber auch zu, dass es ihm lieber wäre, könnte zur Strom, Wärme und Wasserstoffherstellung nur „Straßenschnitt“ verwandt werden. Das gehe aber leider nicht, da die Anlage für den Betrieb 20.000 Tonnen trockenes Material benötige. Dass in der Anlage zukünftig belastete Bahnschwellen verkokelt würden und der blaue Turm zu einer Verbrennungsanlage für Sonderabfälle werden sollte, bestreitet Brautmeier. „Das hat der Antragsteller der Bezirksregierung auch deutlich gemacht.“

Auch Otto Lerchenmüller glaubt, dass die Bezirksregierung in Münster dem „Blauen Turm“ keine Steine mehr in den Weg legen wird. „Technisch erfüllt die Anlage alle gesetzlichen Auflagen, die es von der Seite des Bundes gibt, daher haben wir auch einen Anspruch auf eine Genehmigung“, sagt Lerchenmüller.

Seine PR-Agentur hat sogar schon ein nettes Bilderbuch für Kinder mit dem Titel „Der Blaue Turm“ veröffentlicht. Hätten die engagierten Gegner des Turms das Buch gelesen, hätten sie sich denken können, dass es beim Projekt „Blauer Turm“ in Herten nicht nur um die Beseitigung von Schnittabfällen geht: „Irgendwo müssen die Abfälle der Tierkinder hin! Sie haben sich so angestrengt und endlich ihre Zimmer aufgeräumt. Und jetzt stehen Sie vor einem Berg Restabfall. Da hat Bubbes der Kranich, die Lösung – genial überaus nützlich und gut für die Umwelt zugleich.“ ELMAR KOK