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Archiv-Artikel

Der Müllskandal zieht Kreise

Für Prämien des Müllmultis Trienekens an AWB-Manager interessieren sich die Kölner Ermittler. Dabei könnte die Haltung der damaligen ÖTV bei der Privatisierung wieder ins Zwielicht geraten

von Pascal Beucker

Heinz Schürheck blieb stumm. „Zum jetzigen Zeitpunkt“ sei weder er noch Friedrich Homann zu einer Stellungnahme bereit, ließen die beiden Geschäftsführer der Kölner Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) durch eine Sprecherin des Unternehmens mitteilen.

Dabei gibt es durchaus Erklärungsbedarf. Im Frühjahr 2001 hatte der Müllmogul und damalige AWB-Minderheitsgesellschafter Hellmut Trienekens den beiden seinen „ganz herzlichen Dank für Ihren großartigen Einsatz“ übermittelt. Ein Dank, der sich lohnte: Schürheck erhielt umgerechnet 25.000 Euro, Homann 50.000 Euro. Das geht aus einem Aktenvermerk von Trienekens hervor, über den Richter Martin Baur am Mittwoch im Kölner Müllskandalprozess berichtete. Für das, was die beiden Müll-Manager dafür geleistet haben könnten, interessiert sich jetzt die Staatsanwaltschaft.

Dabei hatte Schürheck geglaubt, längst auf der sicheren Seite zu sein. Vergessen schien der Wirbel, für den im Herbst 2000 sein Karrieresprung vom Vorsitz des ÖTV-Bezirkes Rheinland auf den mit einem sechsstelligen Jahresgehalt dotierten AWB-Geschäftsführerposten gesorgt hatte. Die Grünen und die Kölner Jusos waren seinerzeit hellhörig geworden, nachdem bekannt geworden war, dass die ÖTV, bis dahin vehementer Gegner einer Privatisierung, zunächst einen Überleitungsvertrag mit der teilprivatisierten AWB ausgehandelt hatte und Schürheck kurze Zeit später ohne Stellenausschreibung mit dem Geschäftsführerposten bedacht worden war. Aufgefallen war auch, dass es gerade Schürheck gewesen sein soll, der das Angebot des Trienekens-Konkurrenten Rethmann, der 20 Millionen mehr geboten hatte, als unseriös abqualifiziert hatte, wie sich Aufsichtsräte erinnern.

Der grüne Vize-Fraktionschef Jörg Frank fragte seinerzeit öffentlich, ob sich die ÖTV mit der Personalzusage habe „ruhig stellen lassen“. Von einem „bösen Verdacht“ und einen „Pöstchenklüngel auf Kosten der Beschäftigten“ sprachen die Jusos. Sie warfen der ÖTV vor, sich „mit der schwarz-gelben Ratsmehrheit unter Ausschaltung der Öffentlichkeit auf die politisch fatale Teilprivatisierung geeinigt“ zu haben. Doch Schürheck focht das nicht an. „Das ist einfach Schwachsinn“, polterte er.

Die ÖTV stellte sich damals kämpferisch hinter ihn. Er habe „kein Problem damit, dass jemand, der die entsprechende berufliche Kompetenz hat, in die Geschäftsführung eines entsprechenden Unternehmens wechselt“, befand der Kölner ÖTV-Chef Peter Meyer. Mehr Probleme hatte die Gewerkschaft indes mit der kritischen Berichterstattung darüber: Mit einem wüsten Flugblatt reagierte sie auf Artikel im Kölner Express und in der taz köln. Gegen die opponierenden Jusos intervenierten die ÖTV-Oberen beim SPD-Vorstand. Meyer protestierte schriftlich beim damaligen SPD-Chef Kurt Uhlenbruch. Der SPD-Landtagsabgeordnete und ÖTVler Stephan Gatter, Betriebsratsvorsitzender beim Müllofenbetreiber AVG, forderte auf einer nicht-öffentlichen Sitzung, den Jusos „auf die Finger zu klopfen“.

Vor vier Jahren verkündete Schürheck, er hätte nicht die Seiten gewechselt, sondern würde die Arbeitnehmerinteressen auch künftig als AWB-Manager vertreten, indem er „ein vernünftiges, sauberes Unternehmen“ ausbaue. Wie sauber dies tatsächlich war, hat nun die Staatsanwaltschaft aufzuklären.