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Archiv-Artikel

Die Passion der Städte

Contest im Norden: Osnabrück, Lübeck,Bremen & Braunschweig bewerben sich als Kulturhauptstadt Europas. Und jede der vier Kandidatinnen hat gute Gründe, warum ausgerechnet sie im Jahr 2010 den Titel tragen sollte. Deshalb exklusiv in der taz: Das welterste Fern-Turnier der vier norddeutschen Oberzentren

von Benno Schirrmeister

Chancengleichheit! Endlich einmal Chancengleichheit – wenigstens in der taz sollen die Teilnehmerinnen des Millionenspiels Kulturhauptstadtbewerbung dieselben Chancen haben. Zumindest die im Norden.

Denn im Jahr 2010 Kulturhauptstadt Europas sein wollen nicht nur Braunschweig, Bremen, Lübeck und Osnabrück, die das Privileg genießen, geordnet nach einem geografischen Schema, auf dieser Seite ihre Bewerbung vorzustellen. Noch zwölf weitere deutsche Städte kämpfen mit der jeweils verfügbaren Leidenschaft um denselben Titel. Die Liste reicht vom grenznahen Görlitz übers genialisch in die Havellandschaft hinein komponierte Potsdam und das malerisch-langweilige Regensburg bis hin zum frankophilen Karlsruhe.

Städte mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen – das gilt auch in den norddeutschen Ländern. So gibt’s In Schleswig-Holstein und Bremen jeweils nur eine Bewerberin. In Niedersachsen hingegen muss Osnabrück bangen, ob Kulturminister Lutz Stratmann (CDU) die Kandidatur überhaupt ans Auswärtige Amt weiter leitet – denn die Landesregierung hat Braunschweig schon vor Jahresfrist ihre Unterstützung zugesichert.

Im Fischer-Ministerium werden die Konzepte dann abgenickt und zwecks Vorauswahl an den Bundesrat forgewardet.Und dann entscheidet – ja was? Die stärkere Lobby? Die politische Couleur? Die Schuhgröße des Bürgermeisters? Nix genaues weiß man nicht. Fest steht nur: Der Bundesrat soll die Kandidatenliste reduzieren. Und sie dann wieder dem Außenministerium übermitteln. Denn nur das kann regulär Post ins Bürokratie-Netz der EU einspeisen. In Brüssel verständigt sich schließlich im Laufe des Jahres 2005 eine Jury auf die one and only Gewinnerin.

In der taz Nord ist das Verfahren einfacher, klarer und besser. Denn hier sind alle Bewerberinnen gleich, weil die Kulturredaktion infolge intensiver Carl-Schmitt-Lektüre drakonische Regeln gesetzt und die Kandidatinnen zur Unterwerfung unter dieselben gezwungen hat.Sprich: zum kreativen Umgang mit ihnen. Schließlich geht’s um Kultur. Das Ergebnis: Die vier Gastkommentare dieser Seite.

Die Regeln des Turniers

1) Jede Stadt darf ihren Kommentator selbst benennen.2) Die maximale Zahl der Anschläge ist bei allen vier Bewerberinnen identisch: 1955 Anschläge inklusive Blanks (Freischläge). Jede Überschreitung wird ohne Rücksicht auf etwaige Inhalte abgeschnitten.3) Alle vier Gastkommentatoren beantworten dieselbe Frage. Die lautet: „Warum muss 2010 ausgerechnet [Name der Stadt] Kulturhauptstadt Europas sein?“ 4) Die Kommentare werden illustriert durch je ein Foto des Autors und das Logo der Bewerbung.5) Texte, die nicht bis Gründonnerstag, 8. April, 15 Uhr vorliegen, werden nicht berücksichtigt.6) Zugesagte Kommentare, die bis Gründonnerstag, 8. April, 15 Uhr nicht vorliegen, erscheinen auf der Seite als Freifläche.7) Worte, die in mehr als zwei Kommentaren genannt werden, werden gefettet. (Ausnahmen: Kulturhauptstadt, Europa, Hilfsverben): Wir wollen das spezifische Profil der Städte.