g-8-gipfel in evian : Nichts als Händedrücke
Heiße Meldungen liefen gestern über die Nachrichtenagenturen: „Bush reicht Schröder in Evian erneut die Hand“, hieß es da beispielsweise. Gleich zweimal durfte der deutsche Bundeskanzler dem amerikanischen Präsidenten also hautnah begegnen. Besser lässt sich nicht verdeutlichen, in welchem Maße der G-8-Gipfel inzwischen zu reiner Symbolik verkommen ist.
Kommentar von KATHARINA KOUFEN
Und mehr als Symbolik gab es in dem beschaulichen Kurort wirklich nicht: Die acht mächtigsten Staaten versprachen die „Liberalisierung des Welthandels in Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern“ – wie schon so oft. Sie sprachen von „Zuversicht im Agrarhandel“ – doch davon kann keine Rede sein, die unterschiedlichen Parteien sind so zerstritten wie zuvor. Sie geben sich überaus optimistisch, wenn es um das Thema Weltwirtschaft geht – dabei musste der Bundeskanzler sogar beteuern: Nein, es drohe in Deutschland keine Deflationsgefahr. Mehr Vertrauen in die Märkte sei notwendig – aha.
Der Output von G-8-Gipfeln ist gewöhnlich nicht besonders hoch, doch diesmal wird er ganz besonders niedrig ausfallen. Das hat drei Gründe: Zunächst überschattet der politische Streit zwischen Kriegsgegnern und -befürwortern die Verhandlungen. Anstatt Ergebnisse zu erwarten, sind die Teilnehmer schon über einen einfachen Händedruck überglücklich.
Hinzu kommt, dass die Agenda von Anfang an überfrachtet war. Terrorismus, Wirtschaftswachstum, Entwicklungspolitik, Welthandel, Wasserfonds, Aidsfonds und Wiederaufbau im Irak – das ist nicht nur schlicht zu viel für eine Treffen von drei Tagen. Das sind auch Themen, bei denen die Teilnehmer häufig gegenteilige Interessen vertreten. Schließlich wird die Entscheidungsfindung auch dadurch erschwert, dass statt der G 8 auch noch 13 Schwellen- und Entwicklungsländer geladen sind. Das mag gut gemeint und ein Zugeständnis an die Kritiker solcher Elefantenrunden sein, denn die klagen seit langem über den exklusiven Club der Reichen. Doch bringt es nichts, über so komplexe Themen wie die Welthandelsrunde zu reden, wenn sich dabei noch nicht einmal die EU-Länder einig sind, geschweige denn die G 8 und noch viel weniger eine große Runde von 25 Ländern. Gerade die geladenen Schwellenländer Brasilien und Indien gehen auf Konfrontationskurs zu den G 8 in Sachen Welthandel. Das herausragendste Ergebnis dieses Gipfels dürfte also der doppelte Handschlag Schröder/Bush bleiben.