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Archiv-Artikel

Ausländer als Waffe

Die Zahl der entführten Ausländer im Irak steigt auf nahezu 20. Darunter sind jeweils sieben Chinesen und US-Amerikaner. Die beiden vermissten Deutschen sind wahrscheinlich tot

BAGDAD dpa/taz ■ Im erbitterten Konflikt mit den US-geführten Besatzungstruppen haben aufständische Iraker fast 20 Ausländer als Druckmittel verschleppt. Am Wochenende wurde immer mehr zur Gewissheit, dass bei einem Rebellenangriff am Rande der umkämpften Stadt Falludscha höchstwahrscheinlich zwei Beamte der deutschen Elitetruppe GSG-9 ums Leben gekommen sind. In der Nähe des sunnitischen Unruheherds westlich von Bagdad fielen am Osterwochenende auch sieben Chinesen in die Hand der Rebellen. Nach einem Feuerüberfall in einem Bagdader Vorort auf einen Konvoi werden zwei US-Soldaten und sieben Mitarbeiter einer Versorgungsfirma vermisst. Die japanische Regierung versuchte weiter, das Leben von drei Geiseln zu retten.

Der zuständige US-General John Abizaid hat nach eigenen Angaben Verteidigungsminister Donald Rumsfeld um die Entsendung von zwei zusätzlichen Brigaden in den Irak gebeten. Auch am Wochenende kam es wieder zu Zusammenstößen zwischen Rebellen und Besatzungstruppen, wobei mindestens sechs US-Soldaten umkamen. Insgesamt kamen seit dem 1 April nach Angaben der US-Armee 70 Soldaten ums Leben. Damit ist der April seit dem offiziellen Ende der Kampfhandlungen im Mai 2003 der bislang verlustreichste Monat für die Besatzungsarmee.

Die Gefechte um die Stadt Falludscha kosteten in der vergangenen Woche mehr als 600 Iraker das Leben. Dies gehe aus den gesammelten Statistiken der vier größten Klinken hervor, erklärte der Leiter des städtischen Krankenhauses. In Falludscha gab es gestern nur vereinzelte Gefechte. Mitglieder des provisorischen Regierungsrats und Religionsgelehrte aus Falludscha hatten zuvor nach eigenen Angaben eine vorübergehende Waffenruhe ausgehandelt.

Der Kommandeur der US-Truppen im Irak, General Ricardo Sanchez, sagte, nach einem Angriff auf einen Konvoi in Abu Ghoreib, einer westlichen Vorstadt von Bagdad, seien zwei Soldaten und sieben Mitarbeiter der US-Firma Kellogg Brown & Rooter verschwunden.

Das Auswärtige Amt hat angesichts der zunehmenden Gewalt gegen Ausländer erneut eindringlich vor Reisen in den Irak gewarnt und den dort befindlichen Deutschen geraten, das Land zu verlassen. Die letzten noch in Irak verbliebenen humanitären Helfer der Aktion Deutschland Hilft flogen gestern von Bagdad in die jordanische Hauptstadt Amman.

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