kurzfilmfestival
Fische & Flugzeuge

Im Internationalen Wettbewerb (IW) 1 befindet man sich sogleich unter Psycho- und Soziopathen. Eine belgische Familie schweigt und stirbt, durch die Augen eines finnischen Fisches sehen wir die Folgen, die König Alkohol bei seinem Herrchen anrichtet, ein gezeichneter Rächer schlachtet sich durch Trickwelten. Nach überstandener Berserkerei erst mal zurücklehnen: Why Don‘t You Dance (Michael Downing) erzählt entspannt und in zartschönen Farben eine wunderliche kleine Geschichte. Auch The Most Beautiful Man in the World von Alicia Duffy beschwingt mit seinem wohlig-warmen Blick auf ein paar Sommerminuten im Leben eines kleinen Mädchens.

Im IW 2 beeindruckt vor allem Mapping Perception: Andrew Köttings Film über seinen geistig behinderten Sohn Eden lotet dessen Wahrnehmungsweisen aus. Klar wird dabei auch, dass die Begriffs- und Definitionswelt der Ärzte oft überhaupt erst die Grenzen schafft, an die Eden dann stößt.

Seit 1996 schickt die European Coordination of Film Festivals eine filmische Wanderausstellung auf die Reise. Die achte Auflage, das Programm „Europe in Shorts“, widmet sich dieses Jahr dem experimentellen Kurzfilm. Routemaster – Theatre of the Motor von Ilppo Pohjola versucht das Phänomen Geschwindigkeit, Beschleunigung, Mensch und Maschine visuell wie akustisch irgendwie auf Film zu kriegen: Rennwagen, Dummys, Abstraktionen – ein Trip. Absoluter Höhepunkt aber ist Hong Kong (HKG) von Gerard Holthuis. Hintergrund ist der Stadtflughafen Kai Tak, 1998 geschlossen, der die Jets zu Landeanflügen knapp über den Dächern Hong Kongs zwang. In faszinierenden Schwarzweißbildern, oft in Zeitlupentempo, schweben Flugzeuge da über den Straßen, die Metropole in Stillstand und Bewegung. Empfohlen, mit Nachdruck. TIM GALLWITZ

IW 1: Do, 17.30 Uhr, Zeise 1; So, 22.30 Uhr, Zeise 2. IW 2: Do, 20 Uhr, Zeise 2; Sa, 15 Uhr, Zeise 1. „Europe in Shorts“: Do, 19.30 Uhr, B-Movie; So, 22.30 Uhr, Lichtmeß