: (K)eine Gefälligkeit
Wissenschaftliche Begutachtung des Hamburger Drogenhilfesystems soll Kürzungen rechtfertigen
Er liegt vor, doch sein Inhalt bleibt zunächst streng geheim: Der Entwurf der „Evaluation des Hamburger Drogenhilfesystems“, von der Gesundheitsbehörde bei einem Kölner Institut in Auftrag gegeben, wurde gestern an ausgewählte Suchthilfeeinrichtungen verschickt – mit der Maßgabe, ihn keinesfalls weiterzuverbreiten. Erst nach der Diskussion des 200 Seiten starken Papiers in einem „Beirat“ – bestehend aus vier Trägern der Drogenarbeit, der Polizei, Behördenvertretern sowie dem Klinikum Nord – soll Mitte Mai die Endfassung der Expertise öffentlich gemacht werden.
Experten aus dem Suchthilfebereich gehen davon aus, dass die Studie im Wesentlichen die Sparpolitik des Senats in der Drogenpolitik bestätigt und Argumente für weitere Kürzungen liefert. Da Gesundheitssenator Jörg Dräger (parteilos) das Geheimpapier bereits als „eine wichtige Grundlage zur Steigerung der Effizienz und der Ausstiegsorientierung im Hamburger Drogenhilfesystem“ abfeiert, dürften die zentralen Aussagen der Begutachtung auf Senatslinie liegen. Denn schon bei der Ausschreibung zur Studienvergabe durch die Gesundheitsbehörde wurde der drogenpolitische „Fachrat“, in dem zehn Vertreter der ambulanten Suchthilfe sitzen, außen vor gelassen.
Auch wenn Gesundheitsbehördensprecher Hartmut Stienen betont, die Evaluation sei „kein Gefälligkeitsgutachten“, setzt schon das Studiendesign auf die vom Senat beschlossene Orientierung hin zu Maßnahmen, die direkt auf den Ausstieg aus der Sucht zielen: Die psychosoziale Betreuung von Abhängigen und Angebote der Sucht akzeptierenden Arbeit sind nicht gefragt. Marco Carini