Kulturhauptstädtisches
: Wer greift nach den Sternen?

Gute Nachrichten von Bremens Vorbild: Die europäische Kulturhauptstadt Graz verzeichnet eine extreme Touristenschwemme. Ihre Übernachtungszahlen sind laut österreichischem Fremdenverkehrsverband im ersten Quartal 2003 um 19,9 Prozent gestiegen.

Schlechte Nachrichten hingegen für Bremens Konkurrenten: Der Traum von Karlsruhe und Strasbourg, sich als gemischtes Doppel für den Titel zu bewerben, ist geplatzt. Die Ausschreibungsregeln ließen das nicht zu, zitieren die „Stuttgarter Nachrichten“ den Karlsruher Oberbürgermeister Ullrich Eidenmüller. Zwar will die Kommune weiter nach dem Sternenkranz greifen. Doch nun wird die ursprünglich signalisierte landespolitische Unterstützung der Karlsruher Bewerbung neu hinterfragt. Denn auch Stuttgart hatte sich zunächst interessiert gezeigt, war aber von der Regierung zugunsten der frankobadensischen Freundschaft ausgebremst worden: Jedes Bundesland darf nur einen Kandidaten benennen.

Ginge es nach den niedersächsischen Fernsehzuschauern, hieße der, im Falle ihres Landes, Braunschweig. Der NDR hatte eine Teledialog-Umfrage gemacht. Von 22.783 Anrufern votierten nur 12 Prozent für das konkurrierende Osnabrück. Womöglich heißt das aber auch nur, dass es dort weniger Glotzer gibt. Oder um 19.30 Uhr alle nur WDR-TV gucken. Und außerdem hatte Braunschweigs Verwaltung Überstunden genehmigt bekommen – zum Anrufen. Jetzt erst recht heiße daher ihre Devise, so die Mitglieder des Kulturausschusses von Osnabrück.

Solches Pfeifen in der Not hat Bremen nicht nötig. Die Hansestadt bekommt sogar Beistand aus Spanien: Das Instituto Cervantes hat Enrique Cabero Morán in ihr Domizil am Schwachhauser Ring geladen. Der war Generalkoordinator der europäischen Kulturhauptstadt 2002 – Salamanca. Am Dienstag um 19 Uhr gibt er geheime Tipps, wie man den Konkurrenten die Hacken zeigt. bes