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Archiv-Artikel

Fähre im Zwinger

Planung vom grünen Tisch: Um die Hal Över trotz vieler Bauzäune zu erreichen, müssen Radler oder Kinderwagen-Schieber weite Umwege machen. Einziger Zugang demnächst aus Richtung Stadion

taz ■ Aufruhr an der Weser: Seit drei Tagen ist die Baustelle für die neue Sielwallfähre von Bauzäunen umzingelt – allerdings so, dass es für Radfahrer, Rollstuhlfahrer und Muttis/Papis/Tanten mit Kinderwagen schier unmöglich ist, zur Hal Över-Fähre zu gelangen. Alle drei Rampen waren zwischenzeitlich gesperrt, obwohl die Baustelle noch gar nicht angefangen hatte. Die Treppenabgänge, die links und rechts davon liegen, haben keine Schienen, auch keine provisorischen, auf denen man Kinderwägen oder Räder den steilen Deich hinabschieben könnte.

Wer auf Rädern zur Fähre oder von ihr weg ins Viertel wollte, musste eigentlich den Osterdeich-Tunnel bei den Wallanlagen passieren. Ein riesiger Umweg. Also sah man bei hochsommerlichen Temperaturen in den vergangenen Tagen Menschen im Schweiße ihres Angesichts Kinderkarren den Deich hochstemmen und Radfahrer den Deich über Grasbuckel und Erdlöcher runterholpern.

„Am Schreibtisch braucht man eben kein Fahrrad“, lautete der unlustige Kommentar des Fährmanns über die vom Bremer Eigenbetrieb Stadtgrün veranlasste Sperrung. Der Fährmann sprach dem murrenden Fähr-Volk aus der Seele. Zum Unmut über die Zufahrten gesellte sich Unverständnis über den Zeitpunkt der Verhübschung. Ausgerechnet im Sommer, wenn der Fähranleger fast zu den lebhaftesten Flecken der Stadt gehört, übernehmen die Bagger dort das Kommando. Dafür gibt es nun allerdings eine stichhaltige Erklärung. Nur wenn kein Hochwasser droht, darf am Deich gebaut werden, ab Oktober ist es verboten.

Was die Zufahrten angeht, so wurden zwar vorgestern die Zäune wieder zur Durchfahrt geöffnet, aber nicht für lange. „Stadtgrün wird versuchen, so lange wie möglich eine der Rampen offenzuhalten“, so der Sprecher des Bauressorts, das übrigens nicht Bauherr des Maßnahme ist. Vielmehr ist der Wirtschaftssenator zuständig, weil er die touristischen Investitionsprojekte betreut. „Wenn es die Baustelle nötig macht, werden aber wieder alle drei Rampen abgesperrt sein. Und das ist bald der Fall“, so Sprecher Holger Bruns weiter. Auch Treppen stehen dann nicht mehr zur Verfügung.

Dieser Tage zieht die Fähre um zu ihrem neuen provisorischen Anleger ein paar Meter weiter Richtung Stadion. Wenn dann die Baustellenfahrzeuge anrücken, werden wieder Zäune hochgezogen. Die Zufahrt zur Hal Över und weiter ins Café Sand und in die Neustadt ist dann nur noch über die Rampe bei den Weserterrassen oder für Fußgänger über die Treppe auf Höhe Berliner Straße möglich. Aus der Innenstadt kommend gibt es dann keine Möglichkeit mehr, direkt zur Fähre vorzustoßen. Elke Heyduck