: Goldene Eier fallen nicht vom Himmel
Nach der langen Winterpause geht die Feldhockeysaison in die entscheidende Phase. Der Erfolg der neuen eingleisigen Liga stellt sich nur sehr zögerlich ein. Die NRW-Vereine gehören zu den positiven Erscheinungen
KÖLN taz ■ Die Dinge entwickeln sich langsam im Hockeysport. Viele Jahre wurde diskutiert, bis sich die Funktionäre der Klubs und des Deutschen Hockey Bundes (DHB) einigen konnten, die Bundesliga neu zu ordnen und die Nord- und die Südstaffeln zu einer eingleisigen Liga zusammenzuführen. Am Wochenende geht die neue Liga nach langer Winterpause in die entscheidende Phase.
Vor Saisonbeginn verband man große Ziele mit der Neuordnung des Spielbetriebs. Ein Ligasponsor sollte gefunden werden, eine Agentur, die mittlerweile den Großteil der Bundesligisten betreut, produziert Hintergrund- sowie Spielberichte und verschenkt sie in der Hoffnung auf mehr Fernsehpräsenz an TV-Sender. Es gibt ein kleines Hochglanzheft, dessen Titelblatt spärlich bekleidete junge Spieler oder Spielerinnen zieren und man überlegt, wie eine Fankultur entwickelt werden könne. „Bisher blieb der Schub aus“, sagt Frank Oehmke, erster Vorsitzender des Crefelder HTC, der im Augenblick hinter den Titelaspiranten Club an der Alster und Gladbacher HTC auf dem dritten Rang steht. „Es wird schwierig, das finanzielle Niveau der Liga merklich anzuheben“, meint er und entzaubert damit die Rede von der goldenen Zukunft des deutschen Hockeysports, die beim DHB in der Vergangenheit gepflegt wurde.
Mit einer so genannten „Veranstaltungsoffensive“ wollte man Hockey in die Nähe von Sportarten wie Basketball bewegen, die Männer wurden 2002 Weltmeister, im selben Jahr fand die Champions Trophy in Köln statt, man holte die WM 2006 nach Mönchengladbach und die erstmals ausgetragenen Hallenweltmeisterschaften fanden 2003 in Leipzig statt. Die Veranstaltungen waren für sich durchaus erfolgreich, nur der gewünschte Effekt, mit dem Spiel auch langfristig Zuschauer zu erobern, blieb aus. Der Verband bittet um Geduld. „Erst müssen professionelle Strukturen entstehen. Wir brauchen ein vermarktungsfähiges Produkt, dann kommen auch Zuschauer und Sponsoren“, sagt DHB-Präsident Christoph Wüterich. Das sportliche Niveau der Liga habe sich jedenfalls enorm verbessert.
„Hallenhockey dagegen verliert an Bedeutung“, ärgert sich Carsten Fischbach, der Trainer von Schwarz-Weiß Neuss. In dieser schnelleren und für Laien attraktiveren Variante haben die Neusser ihren Zuschauerschnitt in den vergangenen vier Jahren verdoppelt, hier generieren sie einen Großteil ihres Jahresetats. „Das müsste man viel stärker forcieren“, findet Fischbach, aber da Hallenhockey nicht olympisch ist und die deutschen Männer in Athen beim prestigeträchtigsten Turnier überhaupt Gold gewinnen sollen, liegt die Priorität eindeutig beim Feldhockey.
An die eingleisige Liga müsse man aber andere Erwartungen stellen als an die Nationalmannschaft, findet Hans Baumgartner, der Vorstand der Bundesliga. „Wir dürfen nicht glauben, dass hier goldene Eier vom Himmel fallen, die Sponsoren werden uns sicher nie die Bude einrennen“, predigt er Realismus. Erfreulich ist schon, dass Befürchtungen, die kleineren Klubs könnten durch die wegen der längeren Fahrten erhöhten Kosten in Schwierigkeiten geraten, sich nicht zu bestätigen. scheinen. „In der Summe wurden diese Zusatzkosten überschätzt“, glaubt der Krefelder Oehmke, und erste Erfolge der Vermarktungsoffensive zeichnen sich auch ohne Ligasponsor ab. Auf der Internetseite www.hockeyliga.de veröffentlicht die Deutsche Hockey Agentur (DHA) Spielberichte und Statistiken und außerdem laufen die von der DHA produzierten TV-Bilder auf dem Offenen Kanal in Hamburg, sowie gelegentlich ein paar Minuten in den Dritten Programmen der ARD.
DANIEL THEWELEIT