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Archiv-Artikel

Mit Pali-Tuch zur rechten Demo

Eine Broschüre zeigt neue Tendenzen im Antisemitismus auf, der sich selbst bei Globalisierungskritikern bemerkbar macht. Sie bietet Gegenstrategien für Lehrer

Eine rapide Zunahme an antisemitischen Äußerungen haben gestern Vertreter mehrere Initiativen beklagt und gleichzeitig eine neue Broschüre vorgestellt. Herausgegeben von der Amadeu Antonio Stiftung in Berlin, der Regionalen Arbeitsstelle für Ausländerfragen, Jugendarbeit und Schule e. V. (RAA) und dem Klett Verlag soll sie vor allem an Schulen zum Einsatz kommen.

Bedenklich sei nicht nur die Zunahme von Antisemitismus, erklärte Anetta Kahane von der Amadeu Antonio Stiftung. Die aktuelle Judenfeindlichkeit stehe zudem oft in neuem Zusammenhang. Die neue Broschüre kläre über diese auf: „Nicht nur im Zusammenhang mit einer Israel-Kritik wegen des Nahost-Konflikts, sondern auch aus den Reihen der Globalisierungsgegner kommen solche Äußerungen.“

Hier gebe es zudem enge Verbindungen zu einem Antiamerikanismus, erklärt Harald Weber, Redakteur der Broschüre: „Es sind die gleichen Stereotypen, die da auftauchen: Gier nach Geld, Anstreben der Weltherrschaft, was man Juden als auch Amerikanern unterstellt.“ Dem Antiamerikanismus ist daher ein eigener Themenblock gewidmet.

Ein weiteres Thema des Heftes sind Codes des Antisemitismus in der Jugendkultur. „Es gibt sogar Verbrüderungen von Rechtsextremen mit Islamisten“, sagte Kahane, selbst bei rechten Demonstranten seien schon Palästinensertücher aufgetaucht. Schon die Tabuisierung des Themas „Juden“ in der DDR habe nach der Wende Antisemitismus hervorgerufen. Deshalb ist ein Schwerpunkt auch diesem Thema gewidmet.

„Wir wollen die aktuellen Tendenzen in Handlungsanleitungen verpacken“, erklärt Britta Kollberg von der RAA. Viele Lehrer seien bei dem Thema verunsichert und wüssten nicht, was sie von den neuen Strömungen halten sollen. Daher könnten sie auf entsprechende Fragen ihrer Schüler kaum kompetent antworten. Tauchten solche Fragen auf, könne man als Lehrer die Broschüre bestellen und habe sie schon am übernächsten Tag – das sei gewährleistet.

Kollberg betonte, dass die Broschüre aber nicht nur für Schulen, sondern auch für die öffentliche Verwaltung und die Polizei vorgesehen sei. Interessierte Bürger könnten sie ebenfalls bestellen. CHRISTIAN VATTER

Die Broschüre: „Bulletin“ kann beim Klett-Verlag bestellt werden und kostet 7,50 Euro. Informationen im Internet unter www.klett-verlag.de