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Archiv-Artikel

Keine Angst vor lieben Tieren

Wenn dem Nachwuchs das Kuscheltier nicht mehr reicht und er ein „echtes“ Tier fordert, tagt der Familienrat im Zoo-Shop: Welches Tier lebt am kürzesten und muss nicht erzogen werden? Aber gerade Hamster und Co. sind nicht kindersicher

taz ■ „Ich will einen Hund, und wenn das nicht geht, dann wenigstens einen Hamster!“ Fast jedes Kind stellt irgendwann einmal fest, dass dringend ein eigenes Haustier her muss – haben die anderen in der Klasse doch auch fast alle eines. Um die Kiddies ruhig zu stellen, wird dann schnell mal eine Maus oder ein Hamster gekauft. Der Hintergedanke: Ein Hund oder eine Katze kann über 15 Jahre alt werden – die kleinen Nagetiere schaffen gerade mal zwei bis drei.

Wenn überhaupt, denn gerade die bei Mutti und Vati beliebten Kleintiere haben bei Kids nicht viel zu lachen, warnt Helena Obermayr vom Bremer Tierschutzverein: „Für Kinder im Vorschulalter sind kleine Tiere wie Meerschweinchen oder Goldhamster absolut tabu.“ Zum einen passe der Lebensrhythmus nicht zu dem der Kinder: Hamster und Kaninchen seien nachts munterer als tagsüber. Und außerdem seien die kleinen Puschel zwar ganz niedlich, aber nicht sehr knautschfest. Tierschützerin Obermayr: „Die sind viel zu empfindlich, als dass sie den harten Griff eines Kindes ertragen könnten.“

Deshalb empfiehlt Obermayr für Kinder dieses Alters schon eher Hunde oder Katzen. Wegen ihrer robusten Statur seien sie in der Lage, den Kindern die Grenzen zu zeigen. Um jedoch allzu tiefe Bisse und Kratzer zu vermeiden, gelte auch für Katzen und Hunde: „Die brauchen Rückzugsmöglichkeiten.“

Und obwohl Kinder bei der Erziehung und Pflege der Tiere elterliche Hilfe brauchen, sollten sie immer auch in die Verantwortung gezogen werden, rät Obermayr. „Dies ist eine gute Möglichkeit für die Kinder, Achtung und Respekt zu lernen.“ Dass Kinder – nicht bekannt für manisches Händewaschen – sich bei den Tieren eine Krankheit nach der anderen einfangen, glaubt sie nicht. Und versucht es positiv zu sehen: „Kinder erhalten durch den Umgang mit Tieren ein deutlich besseres Immunsystem.“

Vorbeugen könne man dennoch mit regelmäßigen Wurmkuren und dem Gang zum Waschbecken, sagt Susanne Molis, Leiterin der Kinder- und Jugendfarm in Habenhausen. Auch sie rät von Hase und Co. ab, da diese Asthma auslösen könnten. Es sei denn, die kleinen Hoppel schlafen nicht im Kinderzimmer, sondern draußen im Stall.

Generell empfiehlt sie Kindern, die gerne ein eigenes Tier hätten, zunächst einmal den Ernstfall auf der Kinderfarm zu erproben. Hier warten neben Kaninchen, Meerschweinchen und Ponys auch Ziegen, Schweine und Esel auf tatkräftige Pfleger und Pflegerinnen. Leiterin Molis: „Die Kinder lernen, sich um sie zu kümmern und können danach abwägen, ob sie wirklich tagtäglich diese Pflichten übernehmen wollen.“ S. Grigull

Bremer Tierheim, Hemmstraße 491, ☎ 35 11 33. Geöffnet Mo-Fr:14-16 Uhr, Sa: 10-13.

Kinder- und Jugendfarm, Ohser Straße 40 a, ☎ 83 27 98. Mo-Fr: 10-18 Uhr, in den Ferien von 12:30-14 Uhr geschlossen.