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Archiv-Artikel

Bangen um Geiseln im Irak

Italien erwägt Lösegeldzahlungen. Irakische Aufständische bedauern Angriff auf Deutsche. US-Starreporter Woodword: Irakkrieg wurde ab November 2001 geplant

BAGDAD ap/dpa ■ Das Drama um die ausländischen Geiseln in Irak hält an. Sechs vor einigen Tagen freigelassene Japaner und Tschechen kehrten gestern in ihre Heimat zurück. Zwei weitere Japaner wurden am Samstag freigelassen. In der Gewalt von Aufständischen befanden sich aber immer noch mehr als ein Dutzend Personen, darunter mindestens ein US-Soldat.

Die italienische Regierung erwägt die Zahlung von Lösegeld für die drei noch festgehaltenen italienischen Geiseln. Dies wäre ein möglicher Weg, um die Freilassung der Männer zu erreichen, sagte Europa-Minister Buttiglione der Zeitung La Stampa. Zu der möglichen Höhe des Lösegeldes äußerte er sich nicht. Papst Johannes Paul II. rief gestern die Entführer in Irak auf, ihre Geiseln freizulassen. Er appellierte an die Kidnapper, sich menschlich zu zeigen.

Ein irakischer Politiker hat derweil den für zwei GSG-9-Beamte tödlichen Angriff auf den Konvoi der deutschen Botschaft in Irak als tragisches Versehen dargestellt. Die Aufständischen hätten gedacht, es handele es sich um US-Spezialeinheiten, sagte Dschabbar al-Kubajsi, Präsident der „Irakischen Patriotischen Koalition“, laut „Spiegel-TV“. Al-Kubajsi entschuldigte sich demnach bei den Deutschen: Die Fahrzeuge wären nicht beschossen worden, wenn sie als deutscher Konvoi gekennzeichnet gewesen wären und die Sicherheitsleute an der Straßensperre gehalten und sich als Deutsche ausgewiesen hätten.

Unterdessen wurden bei Gefechten in der Ortschaft Husajbah an der Grenze zu Syrien Medienberichten zufolge mindestens fünf US-Marineinfanteristen und zehn Iraker getötet. In der seit rund zwei Wochen von US-Truppen umstellten Stadt Falludscha stabilisierte sich die Lage offenbar weiter, nachdem US-Kommandeure und Vertreter der Stadt am Freitag direkte Gespräche aufgenommen hatten. Die Verhandlungen wurden am Wochenende fortgesetzt. Die Gespräche um eine Beilegung des Konflikts mit den Kämpfern des radikalen Schiitenführers Muktada al-Sadr im Süden Iraks um die Stadt Nadschaf sind dagegen nach Angaben eines Vertrauten al-Sadrs gescheitert. Al-Sadr hat allerdings für den Wochenbeginn wegen der Gedenkfeiern anlässlich des Todes des Propheten Mohammed eine zweitägige Waffenruhe für Nadschaf ausgerufen.

Nach Angaben des US-Starreporters Bob Woodword wurde der Irakkrieg der USA bereits im November 2001, gut zwei Monate nach den Terroranschlägen, geplant. In seinem von der Washington Post vorab veröffentlichten Buch „Plan of Attack“ schreibt der Pulitzer-Preisträger, US-Präsident George W. Bush habe im November 2001 einen Geheimplan für den Waffengang im Irak in Auftrag gegeben. Die offizielle US-Politik suchte damals noch nach diplomatischen Lösungen, um der angeblichen Gefahr irakischer Massenvernichtungswaffen zu begegnen.