: Sozialforum attackiert
Attac-Mitglied Heinrich Piotrowski wirft Sozialforum Köln vor, nur noch „ein linkes Grüppchen unter vielen“ zu sein
KÖLN taz ■ Lange hat es bereits gegärt, jetzt ist der Streit zwischen Kölner Sozialforum und Attac offen ausgebrochen. In einem Brief, der der taz vorliegt, hat Attac-Mitglied Heinrich Piotrowski seine Mitarbeit beim Kölner Sozialforum aufgekündigt, das erst letztes Jahr unter Attac-Mithilfe gegründet worden war. „Von Attac Köln arbeitet niemand mehr beim Sozialforum mit, ich war der Letzte“, sagte er der taz.
Das Sozialforum sei mittlerweile „ein linkes Grüppchen unter vielen“, kritisierte Piotrowski in seinem Schreiben. Inzwischen würden Mitglieder der DKP, der internationalen sozialistischen linken (isl) und der Sozialistischen Alternative (SAV) die Mehrheit beim Sozialforum stellen, das einzige Thema des Forums sei Sozialabbau. „BUND, Greenpeace, Mitarbeiter der Jugendzentren oder die Antifa K kommen nicht mehr, weil ihre Themen im Sozialforum nicht stattfinden“, so Piotrowski gegenüber der taz.
Den drei Parteien isl, DKP und SAV, die zu den Kommunalwahlen im Herbst mit dem Wahlbündnis „Gemeinsam gegen Sozialraub“ in den Stadtrat wollen, warf PDS-Mitglied Piotrowski vor, das Sozialforum bewusst oder unbewusst „in eine bestimmte politische Richtung“ zu treiben. In der Kölner Attac-Gruppe hatte es verschiedentlich Kritik am Auftreten des Wahlbündnisses und dessen Angriffen gegen die PDS gegeben, mit der wiederum Attac-Mitglieder gut zusammenarbeiten, etwa wenn es um Themen wie die Privatisierung kommunalen Eigentums geht.
Für Piotrowski ist unter diesen Umständen klar: Die Kölner Attac-Gruppe, die mit diversen anderen Kölner Initiativen zu verschiedensten Themen zusammenarbeite, sei „gegenwärtig das ‚bessere‘ Sozialforum“. Bei diesem macht er eine „gewachsene Intoleranz“ aus: So sei ihm auf dem letzten Plenum nahe gelegt worden, das Sozialforum zu verlassen. Das zeige deutlich, „welch ein einengender Geist und welche Ausgrenzung anderer Meinungen sich im Kölner Sozialforum breit gemacht“ habe. „Die Prinzipien, die hinter der weltweit propagierten Idee eines Sozialforums stehen, gelten offensichtlich nicht mehr.“
Dirk Eckert