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Archiv-Artikel

Wie es sich befindet

Zurück auf der Bühne: Die Pop-Core-Band Naked Lunch

Die Plattenfirma wollte Stars aus den Klagenfurtern „Naked Lunch“ machen und schickte die Band 1997 für die Aufnahme des Albums „Superstardom“ nach New York und San Francisco. Es folgten Videos, eine Welttournee und 1999 das Album „Love Junkies“ – der große Durchbruch allerdings blieb aus. Seitdem war von der Band nichts zu hören. Überraschend, dass sie sich nun noch einmal aufrappelt: Die Band ist mit dem neuen Album „Songs For The Exhausted“ wieder auf Tour.

Was war zwischen 1999 und 2004 geschehen? Oliver Welter, Gitarrist, Sänger und Songwriter von Naked Lunch, lebte eine Weile im Auto, Keyboarder Stefan im Proberaum, ein Freund und ehemaliges Bandmitglied nahm sich das Leben, im Studio von Herwig Zamernik (Bassist von Naked Lunch) fiel die Heizung aus, die Rohre froren ein – die Band stand vor einem Scherbenhaufen. Aber sie gab nicht auf: Ohne Erfolgsdruck und die Erwartungen einer Plattenfirma entstand mit „Songs For The Exhausted“ ein Album ganz nach eigenen Vorstellungen.

Inspirieren ließen sich Naked Luch von Leonard-Cohen-Alben wie „Songs From A Room“ oder „Songs Of Love And Hate“: Das Album als thematisch in sich geschlossenes Werk. „Die Platte ist ein fotografischer Blick auf unsere Befindlichkeiten“, erklärt Welter. „Bislang habe ich nie viel von mir preisgegeben. Das macht unangreifbar. Diesmal hab’ ich keine Kompromisse gemacht. Warum soll ich nicht dazu stehen, wenn es mir schlecht geht?“

„Songs For The Exhausted“ ist das lyrisch offensivste, musikalisch stringenteste und bislang beste Album der Band. Über ein Jahr lang wurde komponiert, arrangiert, neu arrangiert, schauten Freunde vorbei, spielten Kontrabass oder Saxophon. In der musikalischen Herangehensweise – melancholische Songs, elektronische Instrumente, die Arbeit mit befreundeten Musikern – sind die neuen Songs am ehesten The Notwist verwandt, denen sich Naked Lunch seit über zehn Jahren verbunden fühlen und die eine ähnliche Entwicklung vom Gitarrenlärm hin zu einem vielschichtigen Pop-Verständnis hinter sich haben. Schön, dass sie wieder da sind. Andreas Schnell

Tourdaten: 20.4. im Tower, Bremen; 21.4. in der Tanzhalle St.Pauli, Hamburg, jeweils 20 Uhr