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Archiv-Artikel

Opfer sagt gegen Dutroux aus

Die 1996 von dem mutmaßlichen Kindermörder entführte Sabine Dardenne schildert vor Gericht die Zeit ihrer Gefangenschaft und fordert von ihrem Quäler eine Erklärung

ARLON rtr/afp ■ Im Prozess gegen den mutmaßlichen Mädchenmörder Marc Dutroux ist der Angeklagte gestern erstmals mit den Aussagen einer Überlebenden konfrontiert worden. Sabine Dardenne begegnete Dutroux zum ersten Mal seit der Tat. Er hatte sie am 28. Mai 1996 auf dem Schulweg entführt.

Mit fester Stimme berichtete die inzwischen 20-jährige Dardenne dem Gericht im belgischen Arlon von ihrer dreimonatigen Gefangenschaft in einem Kellerverlies in Dutroux’ Haus. Dutroux habe sich als ihr Beschützer ausgegeben, der sie vor seinem Chef in Schutz nehme. Er habe sie so perfekt getäuscht, dass sie ihm bei ihrer Befreiung im August 1996 gedankt habe. „Ich war verrückt, ihm zu glauben.“ Dardenne war gemeinsam mit der nach ihr entführten Laetitia Delhez befreit worden.

Warum er sie nicht wie mutmaßlich vier andere Mädchen getötet habe, fragte Dardenne den Angeklagten. „Ich möchte von ihm wissen – der über meinen schlechten Charakter geklagt hat –, warum er mich nicht umgebracht hat.“ Er habe sie nie töten wollen, sagte Dutroux. „Ich erkenne an, sie missbraucht zu haben, und ich stehe zu meiner Verantwortung.“ Doch Dardenne ließ dies ebenso wenig gelten wie eine Entschuldigung von Dutroux’ mitangeklagter Exfrau Michelle Martin.

Sabine Dardenne sagte weiter aus, von den vier Mädchen, die Dutroux vor ihr entführt haben soll, habe sie nichts geahnt. Die Anklage wirft Dutroux neben Entführung und Vergewaltigung den Mord an vier Mädchen vor. Die beiden achtjährigen Julie und Melissa verhungerten vermutlich Anfang 1996. Die 17- und 19-jährigen Freundinnen An und Eefje soll Dutroux wenige Monate später mit Medikamenten betäubt und lebendig begraben haben.

Mit der Aussage Sabine Dardennes ging das Verfahren bereits in die achte Woche. Am Montagnachmittag verhörte das Gericht noch Zeugen zu drei Slowakinnen, die Dutroux vergewaltigt haben soll. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wurden Videos der Taten gezeigt, die Dutroux drehte. Neben ihm sitzen drei mutmaßliche Komplizen auf der Anklagebank, darunter auch seine Exfrau Martin. Ein Urteil in dem Verfahren wird frühestens Anfang Juni erwartet.