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Archiv-Artikel

Kelch statt Herz

Bildungsbehörde bestätigt Kürzung von weiteren 7,5 Millionen Euro bei der Aus- und Weiterbildung

Der Etat für „Berufliche Bildung und Weiterbildung“ steht vor einem neuen Kahlschlag. Bildungsbehördensprecher Alexander Luckow bestätigte gestern einen taz-Bericht, dass zur Umsetzung der Jesteburger Sparbeschlüsse 7,5 Millionen Euro bei diesen Zuwendungsempfängern gekürzt werden. Da man an andere Posten wie Schulbau und Lehrergehälter schlecht heran könne, werde die berufliche Bildung „betroffen sein“, sagte Luckow. Allerdings seien die Kürzungen „noch nicht konkretisiert“.

In der Trägerszene löste die Ankündigung Entsetzen aus. Haben doch die meisten die erste Kürzungsrunde kaum verwunden. Die Autonomen Jugendwerkstätten müssen ab Juli vier ihrer acht Werkstätten schließen, nachdem die Zahl ihrer Auszubildenden auf 38 halbiert wurde. Die Stiftung Berufliche Bildung hat bereits unter Kürzungen der Bundesanstalt für Arbeit zu leiden. Auch der Jugendwerkstatt Rosenallee bereiten Kürzungen durch Bund und Land Probleme, so dass ab September die Miete unsicher ist. „Wenn ein neuer Kelch kommt, möge er bitte an uns vorübergehen“, sagt Leiter Markus Hohlbein.

Im besagten Etat mit veranschlagt ist die Volkshochschule, die allerdings als Landesbetrieb eine Sonderstellung hat und seit fünf Jahren Personal abbaut, wie Leiterin Sabine Schlüter erklärt.

Beim Landesbetrieb Erziehung und Berufsbildung erfolgt neben der Kürzung eine Umschichtung. Nach dem Motto: Fit machen für die Lehre statt selbst ausbilden werden bis 2006 alle 174 Ausbildungsplätze abgeschafft, aber nur 84 Berufsvorbereitungsplätze geschaffen.

SPD-Politikerin Britta Ernst kritisiert die Halbierung des Etats. Dies sei angesichts der bekannten Schwierigkeiten für benachteiligte Jugendliche, eine Lehre zu finden, ein „Skandal“. Ernst: „Dieser Senat hat kein Herz für Jugendliche.“

KAIJA KUTTER