: handel streicht pfand ein
„Dosenwahnsinn“
Kunden knurren an den Kassen der Supermärkte über Zettelchen, Chips, Pfandmarken. Kassiererinnen schauen grimmig, wenn Leute mit Plastiktüten voll leerer Bierdosen anrücken. Kaum ein Grillfest, auf dem nicht hemdsärmelig über den „Dosenwahnsinn“ lamentiert wird. Das Volk murrt – und Bundesumweltminister Jürgen Trittin avanciert zum Buhmann. Dabei ist er der Falsche. Schuld sind die Automatengegner, die – lobbyistisch vertreten über den Bundesverband der Deutschen Industrie und den Hauptverband des deutschen Einzelhandels – das Dosenpfand schlichtweg blockieren. Das übrigens geht auf die Kohl-Regierung zurück, ist keine Idee von Trittin. So aber kann der Kunde seine Dose bisher nur da zurückgeben, wo er sie gekauft hat. Widerwillig hatte Trittin dieser Übergangsregelung zugestimmt. Im Gegenzug hatte die Industrie versprochen, bis Oktober ein flächendeckendes Rücknahmesystem zu schaffen. Letzte Woche dann stoppten sie den Aufbau. Die Dummen sind die Verbraucher: Sie bringen ein Viertel der gekauften Dosen erst gar nicht zurück, verzichten auf das Pfand. Das streicht der Handel ein, geschätzt sind es rund 250 Millionen Euro. HG