KATHOLISCHE THEOLOGINNEN WERDEN OPFER IHRES ERKENNTNISOBJEKTS
: Eine politische Entscheidung

Welche Religion war noch mal so schrecklich frauenfeindlich? Muslime klingen oft nicht besonders überzeugend, wenn sie über Frauenrechte reden – auch wenn nur wenige dem Lyoner Imam folgen werden, der meint, Frauen müsse man vor allem geschickt schlagen. Doch die Christen haben keinen Grund zu betonen, sie seien der Hort der Gleichberechtigung. Jetzt wird einer der beiden einzigen und mühselig erkämpften Lehrstühle für katholische Frauenforschung dichtgemacht. Mit dem Segen des Kölner Kardinals Joachim Meisner.

Dahinter steht kein Sparzwang. Der Lehrstuhl für Frauenforschung wird weitergeführt, nur außerhalb der Theologie. Mit der mangelnden Auslastung der Fakultät zu argumentieren ist auch nicht überzeugend. Eine Kooperation mit der überlaufenen Kölner Theologie steht bevor, die könnte bald wieder für volle Seminare sorgen. Es ist schlicht eine politische Entscheidung.

Dabei ist die katholischen Theologie mit ihrer manifesten Frauenphobie ein wahrlich lohnenswertes Forschungsfeld. Jetzt sind die Theologinnen Opfer ihres Forschungsobjektes geworden. Diese Schließung steht in der Tradition katholischer Frauenabwertung, die sich etwa in ihrem Ausschluss vom Priesteramt niederschlägt. „Frauen zu Priesterinnen zu weihen ist ebensolcher Unsinn wie der Wunsch von Männern, Kinder gebären zu können“, sagt der genannte Kardinal Meisner dazu.

Theologieprofessorinnen sind rar. Es gibt eine ganze Liste von katholischen Theologinnen, die an verwandten Fakultäten lehren, weil Rom ihnen die Lehrerlaubnis nicht erteilte. Denn forschende Frauen sind schon qua Geschlecht eine Gefahr für den Vatikan. Sie haben schon eine Apostelin ausgegraben, mit der man das Priesteramt für Frauen begründen könnte. Wer weiß, was sie noch zu Tage fördern. Dass dem Männerverein katholische Kirche das Risiko zu groß ist, ist klar. Warum aber die Uni Bonn dabei mitmacht, ist unverständlich. Schließlich hat doch der rheinische Alltagskatholizismus bisher immer von seiner Großzügigkeit gegenüber den Lehrmeinungen gelebt.

HEIDE OESTREICH